Newsletter wird nicht korrekt dargestellt? Klicken Sie hier.
31.10.2015
Lieber Herr Ivanov,

Wie wollen wir nennen, was heute und morgen bevorsteht: Flüchtlingsgipfel? Showdown? Groko-Krisen-Treffen? Ein bisschen Sensationslust am großen Knall hat sich vor dem 3er Treffen morgen im Kanzleramt in die Berichterstattung gemischt. Und während alle Seiten Botschaften platzieren, wie weit sie zu gehen bereit sind, was nun getan oder gelassen werden muss, ertrinken vor Griechenlands schönen Urlaubsinseln täglich 20, 30 oder 40 Menschen. 

Angela Merkel, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer sind allesamt Spitzenpolitiker. Sie wissen, was möglich ist, wenn sie Partikular-Interessen hintenanstellen und pragmatisch handeln. Im Interesse derer, die hier sind. Und im Sinne derer, die immer noch zu uns wollen. Ob sie's tun, werden wir - aller Geräusche  im Vorfeld zum Trotz - erst morgen wissen.

Zuvor werden heute erst einmal die Claims abgesteckt: Die SPD-Führung kommt mittags in Berlin zusammen, genauso wie (ab 19 Uhr) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit CSU-Chef Horst Seehofer. In den Seitenflügeln bereit halten sich die ,Chief-Whips' Volker Kauder (CDU) und Gerda Hasselfeldt (CSU). Angela Merkel wird zu diesem Zeitpunkt schon wissen, mit welcher Position Sigmar Gabriel in das Gespräch am nächsten Tag gehen wird. Und versuchen, Seehofer (und ein bisschen Kauder) von gemeinsamen Linien zu überzeugen. Es kommt auf die Kanzlerin an. Das ist auch morgen so.

„Ich habe die Sorge, dass Afghanistan zerbröselt", sagte Deutschlands höchstrangiger NATO-General Domröse gestern in BILD. Paul Ronzheimer und unser Fotograf Andreas Thelen fuhren hin, nach Afghanistan. Dort sprachen sie mit den Menschen und sahen alle Vorurteile bestätigt: Die Afghanen wollen weg. Nach Deutschland. Und bevor wir unsere Aggressionen auf sie lenken, weil sie glauben, Deutschland sei bereit 800000 afghanische Flüchtlinge aufzunehmen, sollten wir uns vergegenwärtigen, dass viele von ihnen vor den Taliban fliehen, die Deutschland zu Verhandlungspartnern erklärt hat. 

„Morgen wird in der Türkei gewählt. Es ist eine der wichtigsten Wahlen in der Geschichte des Landes. Und eine zentrale Wahl für Europa. Denn morgen wird sich zeigen, ob die Türkei auf den Weg der Demokratie zurückfindet oder ob sie auf dem Weg in ein autoritäres Regime voranschreitet, schneller als zuvor", das schreibt der berühmteste Journalist der Türkei, Ertugrul Özkök, heute in BILD. Seine Analyse lesen Sie hier.

Was steht drin im neuen Fortschrittsbericht zur Türkei, den die Europäische Kommission unter Verschluss hält? Nicht viel Gutes! So heißt es in dem Bericht, der BILD exklusiv vorliegt, über das türkische Rechtssystem, die „Situation habe sich seit 2014 zurück entwickelt". Die "Unabhängigkeit der Justiz" und das Prinzip der Gewaltenteilung seien „wesentlich unterminiert" worden. „Richter und Staatsanwälte sind starkem politischen Druck ausgesetzt gewesen." So habe die Regierungs-Kampagne gegen angebliche „Parallelstrukturen" innerhalb des Staates zeitweise in die Unabhängigkeit der Justiz eingegriffen. Und so weiter. Und so weiter. Auch die Passagen über Presse- und Meinungsfreiheit sind desaströs. Da der Bericht offiziell unter Verschluss ist, ist immer noch möglich, dass er auf Druck Erdogans weiter angepasst wird. 

Es war ein Diplomaten-Gipfel besonderer Art, den mein Kollege Rolf Kleine gestern Abend in Brandenburg erlebte: Außenminister Frank-Walter Steinmeier (59, SPD) und Schauspielerin Natalia Wörner (48) waren beide Gast der Vorpremiere zur neuen ARD-Teihe „Die Diplomatin". Natalia Wörner spielt darin die deutsche Botschafterin ,Karla Lorenz', die im Auftrag des Auswärtigen Amtes in Asien Krisen löst. Vor den Dreharbeiten machte Natalia Wörner ein Praktikum im Auswärtigen Amt. Steinmeier (kam direkt von den Syrien-Verhandlungen aus Wien) nahm die mediale Verlängerung seines Amtes in seichte Gewässer gelassen: „Immerhin, im Film gelingt es, Krisen in 90 Minuten zu lösen..." 

Ich wünsche Ihnen ein krisenfreies und entspannendes Wochenende
Ihr Béla Anda
BILD Politik-Chef
Stellvertretender Chefredakteur
BILD-Kommentar
Von FLORIAN KAIN
Kontrolliert das Meer!
Es sind herzzerreißende Bilder, die uns Tag für Tag von der Küste vor den griechischen Inseln erreichen! Lange wird die europäische Zivilisation sie nicht mehr ertragen können – die Nachrichten von Eltern und Kindern, die auf dieser kurzen, aber so verdammt gefährlichen Flüchtlingsroute übers Mittelmeer ihr Leben verlieren.

Doch nichts deutet darauf hin, dass das Sterben bald ein Ende haben könnte!

Im Gegenteil! Der Höhepunkt der Völkerwanderung, so sagen Experten, ist noch nicht erreicht.

Und weil die türkische Westküste weiter völlig ungesichert ist, haben die Schlepperbanden mit ihren Gummibooten dort ein skandalös leichtes Spiel.

Was muss geschehen? Die von Kanzlerin Angela Merkel begonnenen Verhandlungen mit der Türkei sind wichtig. Aber verlassen darf sich keiner nur auf Herrn Erdogan! Bislang schaut der türkische Premier zu, während EU-Grenzschützer von Frontex nachts auf hoher See versuchen, Menschen zu retten. Sie brauchen massive Verstärkung – sofort. Egal, was das kostet.
Der berühmteste Journalist der Türkei schreibt in BILD
Warum die Türkei-Wahlen für ganz Europa so wichtig sind

Die Ereignisse der letzten Wochen haben die Türkei auf eine Zerreißprobe gestellt.

Der berühmteste Journalist der Türkei, Ertuğrul Özkök, ist sich daher sich, dass die Wahlen in dem Land für ganz Europa wichtig sein werden. Denn: Morgen wird sich zeigen, ob die Türkei auf den Weg der Demokratie zurückfindet oder ob sie auf dem Weg in ein autoritäres Regime voranschreitet.

Krise in Afghanistan
Wir wollen nach Deutschland, weil... 
Tausende Afghanen fliehen aus ihrem eigenen Land. Die Angst vor den Taliban ist dabei nur ein Grund, sich auf den gefährlichen Weg nach Europa zu wagen.

Schon wieder 40 Menschen ertrunken
Freiwillige kritisieren Hilfsorganisationen
Schiffbruch: Viele Boote kentern nahe der Küste in stürmischer See (Stärken 6–8). Wie hier vor Lesbos.
Die See zwischen der Türkei und Griechenland – ein Flüchtlings-Massengrab. Allein Freitag: 40 Ertrunkene vor Lesbos, Kalymnos und Rhodos – vor allem: Babys, Kinder und Frauen.

Hunderte wurden gerettet – von der Küstenwache, aber vor allem von Einheimischen und freiwilligen Helfern aus ganz Europa. Sie ziehen die Flüchtlinge aus dem Wasser, versorgen sie – selbst organisiert, selbst bezahlt.

Von den großen Hilfsorganisationen (UNHCR, DRK) fühlen sie sich im Stich gelassen. Rettungsschwimmerin Laura Lanuza (45) zu BILD:  „Keine der großen Hilfsorganisationen ist an den Stränden, wo sich die Dramen abspielen." Ron Redmond, UNHCR-Sprecher zu BILD: „Wir organisieren Transporte, Zelte, Dolmetscher, Psychologen." Um die Hilfe am Strand habe „keiner den UNHCR gebeten."  (lak, pet)
So erfuhr Kanzlerin Merkel vom Ende der 1-Kind-Politik
Gelebte Zwei-Kind-Politik: Kanzlerin Merkel und Familie Zigen mit Sohn Wong (5 Monate) und dessen Schwester
Kanzlerinnen-Besuch bei Familie Zigen im Dorf Shen Fu: Am zweiten Tag ihres China-Besuchs besichtigte Angela Merkel (61, CDU) das Muster-Dorf (2000 Einwohner) mit Bio-Bauernhof.

Bemerkenswert: Familie Zigen hat zwei Kinder – obwohl bis jetzt eigentlich nur eines erlaubt war!

Die Nachricht vom Ende der „Ein-Kind-Politik" hatte die Kanzlerin Donnerstagabend beim Dinner mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jingping (62) überrascht: Ein Mitarbeiter reichte ihr die entsprechende Agenturmeldung während des Banketts.

Die Begrenzung auf ein Kind pro Paar war 1979/80 eingeführt worden, um die Bevölkerungsexplosion einzudämmen. China hat heute 1,4 Milliarden Einwohner...

Was die Kehrtwende  für China bedeutet, ließ sich Kanzlerin Merkel gleich von Staatschef Xi erläutern. (rs.)
Geheimer EU-Bericht kritisiert Türkei

Von BÉLA ANDA und ROLF KLEINE

Berlin/Brüssel – Die Europäische Kommission hat die Türkei in ihrem neuen Fortschrittsbericht scharf kritisiert! 

In dem bisher geheim gehaltenen Bericht, der BILD vorliegt, heißt es über das türkische Rechtssystem, die „Situation habe sich seit 2014 zurück entwickelt". Die „Unabhängigkeit der Justiz" und das Prinzip der Gewaltenteilung seien „wesentlich unterminiert" worden. „Richter und Staatsanwälte sind starkem politischen Druck ausgesetzt gewesen." 

Beim Recht auf Meinungsfreiheit stellt die EU-Kommission der Türkei Defizite aus: „Verhaftungen, juristische Verfolgungen, Fälle von Zensur und Kündigungen" habe sich erheblich erhöht. Zugleich hätten die Behörden den „starken Druck auf Medien beibehalten".

Dies habe „einen negativen Einfluss auf die Meinungsfreiheit" und helfe, „ein Klima der Selbstzensur in Medien zu schaffen". Dies gelte „nicht nur für Journalisten, sondern auch für Schriftsteller und Blogger".

Union will schnellere Asylverfahren
Berlin – Die Unionsfraktion plant eine weitere Beschleunigung der Asylverfahren! Das geht aus einem Papier hervor, das der Fraktionsspitze vorliegt. 

Wichtigste Punkte:
  • Wer aus einem sicheren Herkunftsland kommt und abgelehnt wurde, soll – falls er dagegen klagt – die Gerichtskosten selber bezahlen 
  • Juristische Erstberatungen von Asylbewerbern nur noch in Gruppen mit Powerpoint. (flk)
Gewinner
Lob ist immer schön. Lob vom härtesten Kritiker überhaupt, Günter Wallraff (73), ist sensationell. Wallraff lobt im „SZ-Magazin" die BILD-Reportage von Daniel Cremer (37) über ein „Entschwulungs-Camp" in den USA – weil die so gar nicht in sein Anti-BILD-Klischee passt. BILD meint: Wenn das Hans Esser wüsste!
Verlierer
Teenie-Idol Justin Bieber (21) hat in Oslo ein Konzert abgebrochen – nach nur einem Song. Ihn nervte, dass ihm die Fans an die Wäsche wollten statt seiner Musik zu lauschen. Er verschwand von der Bühne, ließ sich zu seinem Privatjet chauffieren und düste ab. Jetzt sagt er: „Ich mache nicht immer alles richtig, ich bin nur ein Mensch." BILD meint: Augen auf bei der Berufswahl!
Ihre Newsletter verwalten | Abbestellen
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutz | Kontakt
Facebook Twitter Google+
BILD GmbH & Co. KG
Axel-Springer-Strasse 65
10969 Berlin
- nachfolgend BILD -

Tel. (030) 25 91-0


Leserkontakt: Zum Kontaktformular
Sitz Berlin, Amtsgericht Charlottenburg, HR A 33143 B,
Ust-lD-Nr. DE 214 852 390

Persönlich haftende Gesellschafterin
BILD Multimedia Verwaltungs GmbH, Sitz Berlin, Amtsgericht
Charlottenburg, HR B 112013 B

Geschäftsführer
Donata Hopfen, Ralf Hermanns

Chefredakteur
Julian Reichelt (verantwortlich für den Inhalt i.S.d. § 55 Abs. 2 RStV)

Rechtshinweis

© Copyright BILD 2015

Alle Rechte vorbehalten.

Der Inhalt dieser Website ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste, Internet und Vervielfältigung auf Datenträger wie CD-ROM, DVD-ROM usw. dürfen, auch auszugsweise, nur nach vorheriger, schriftlicher Zustimmung durch BILD erfolgen. Eine kommerzielle Weitervermarktung des Inhalts ist untersagt.

Für Inhalte externer Links und fremde Inhalte übernimmt BILD keine Verantwortung.

Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Nutzung von BILD.de.