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30.10.2015
Lieber Herr Ivanov,

Das Leben von Spitzenpolitikern ist streng getaktet. Termin folgt auf Termin, entweder 15, 30 oder 60 Minuten lang. Oft sagt die Dauer etwas aus über die Wichtigkeit oder auch über die Wertschätzung dem Gegenüber, dem so oder so viel Zeit gewidmet wird. Insofern war es für Wirtschaftsminister Gabriel eine diebische Freude, dass Russlands Präsident Wladimir Putin mehr als zwei Stunden Zeit für ihn, den Rangniederen, hatte. Das war zwar nicht einmal die Hälfte der Zeit, die Angela Merkel mit Wladimir Putin in Moskau oder auch in Brisbane verbrachte. Aber immerhin weitaus mehr, als Putin bisher Außenminister Steinmeier in rein bilateralen Gesprächen gewidmet hat. Allerdings: Diese Freude Gabriels dürfte auch Putin gegenwärtig sein.

Worum ging´s also bei dem Treffen in Putins Residenz in Nowo-Ogarjowo? Um Syrien, die Ukraine, die Zivilgesellschaft. Doch auch um ein knallhartes Geschäft. Die Fotos des Gesprächs gaben den ersten Hinweis. Denn links neben Putin – schräg gegenüber von Gabriel – saß, klar erkennbar in den offiziellen Fotos des Kreml, Gazprom-Chef Alexei Miller. Und angeblich soll es bei dem Treffen auch um ein wichtiges energiepolitisches Vorhaben gegangen sein, die Erweiterung der Ostsee-Pipeline – Nord Stream 2. Dass der  Bau von zwei neuen Röhren, eine Verdopplung der Leitungskapazität auf 110 Mrd. Kubikmeter  bis 2019, geplant ist, ist bekannt. Doch weil das Vorhaben teuer ist, Öl und Gas aber billig sind, braucht es weitere Partner. Die deutschen Unternehmen E.On und Wintershall, die österreichische OMV und die britisch-holländische Shell erhalten je zehn Prozent. Frankreichs Engie soll mit 9 Prozent dabei sein. Wie dieses Vorhaben jedoch mit dem Aufrechterhalten der Sanktionen gegen Russland zusammenpasst, verstehe, wer will.

Samstagabend und Sonntagmorgen trifft sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer mit Angela Merkel, am Sonntagmorgen dann zusätzlich auch mit Sigmar Gabriel. Ein Trio für oder gegen die Flüchtlingshilfe? Und ganz Berlin rätselt: Was kann, was will Seehofer am Wochenende erreichen, damit er als der vom Platz geht, als der er sich schon jetzt feiern lässt? Als Sieger! Werden die Grenzen abgeriegelt, die Flüchtlinge doch in Transitzonen gebracht? Eigentlich könnte sich Seehofer feiern lassen, für das, was ab 1. November unverzüglich gelten soll: Härtere Abschiebungen, Sach- statt Geldleistungen, keine Ankündigungen mehr bei Abschiebeterminen; die Ausweitung der sicheren Drittstaatenregelung auf die Länder des Balkans. Warum Horst Seehofer dennoch agiert wie er agiert, erklären wir – hier.

Während Sie diese Zeilen lesen, hat Bundeskanzlerin  Merkel schon gemeinsam mit Ministerpräsident Li Keqiang dessen Heimatstadt Hefei in Chinas Provinz Anhui besucht und einen Festakt an der Universität Hefei absolviert. Mein Kollege Ralf Schuler ist mit dabei und berichtet auf BILD.de aktuell von dem gemeinsamen Besuch Lis und Merkels in einem Dorf und einer Schule in der Nähe von Hefei. Und da die Chinesen gelernt haben, gezielt auch schwierige Themen anzusprechen, wird das Thema des Zerfalls von Land und Stadt und das Schicksal der Millionen von Wanderarbeitern wohl auch offensiv angesprochen werden.

Termine: Außenminister aus fast 20 Staaten beraten in Wien über den Syrien-Konflikt. Erstmals nimmt der Iran an den Gesprächen teil. Auch Deutschland ist dabei.

In Thessaloniki besucht Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ein Flüchtlingsprojekt. EZB-Präsident Mario Draghi feiert Sonntag Halbzeit: 8 Jahre beträgt seine Amtszeit. Darüber geht nur Papst.

Ein Satz in eigener Sache: Gestern mussten Sie auf meinen persönlichen Newsletter verzichten. Nicht, weil ich länger geschlafen hatte als sonst. Sondern weil ich den Letter statt an meine Kollegen aus LA (die diese Vorlage brauchen, um elektronisch bauen zu können) nur an mich selbst gemailt hatte. Ab heute melde ich wieder zu den üblichen Zeiten. Und diesmal wieder an alle…

Ich wünsche Ihnen einen guten Wochenabschluss

Ihr Béla Anda
BILD Politik-Chef
Stellvertretender Chefredakteur
BILD-Kommentar
Von PETER TIEDE
Was tun?
Schon wieder sind vor Griechenland Flüchtlingsboote gekentert. An Bord waren wieder einmal viele Kinder. Einige von ihnen wurden wiederbelebt. Andere nicht.

Fast schon mechanisch sind die Zahlen der immer neuen Toten geworden. Vor Lesbos, vor Kos, auch vor Lampedusa.

Doch was tun, um das grausame Sterben zu beenden?

„Schließt die Grenzen", tönen viele. „Schafft Obergrenzen", fordern andere. Unter ihnen ist auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer.
Wollen wir wirklich Flüchtlinge von Deutschland aus von Grenze zu Grenze nach Süden zurückschieben?

Wollen wir, dass am Ende das bankrotte Griechenland einfach geflutet wird – mit „Rück"-Flüchtlingen aus dem Norden und Neu-Ankömmlingen aus der Türkei?

Wollen wir den letzten Zaun vor Lesbos ins Meer rammen, wo täglich Flüchtlinge ersaufen?

Nein, wer so etwas will, bewirkt das Gegenteil: Noch mehr Chaos. Keine Hilfe.
POST VON WAGNER
Lieber Theo Zwanziger,
irgendwie tun Sie mir leid, weil Sie sich sehr einsam fühlen müssen. Theo gegen den Rest der Welt. Für die meisten sind Sie ein Verräter, ein Nestbeschmutzer. Sie sagen, dass Sie das aushalten, denn die Wahrheit sei wichtiger.

Sie sind 70, Sie haben alle Bundesverdienstkreuze an der Brust. 8 Jahre waren Sie DFB-Präsident, was treibt Sie? Ist es der Machtverlust, nicht mehr Präsident zu sein? Die Eitelkeit, wieder in den Schlagzeilen zu stehen, wieder wichtig zu sein?

Ich kriege diesen Menschen nicht zu fassen, er hat schlohweißes Haar wie ein Opa. Unvergessen seine Rede bei der Trauerfeier für den Nationaltorwart Robert Enke.

Jetzt ist er Außenseiter. Er verdirbt es sich mit allen Helden des Fußballs, Beckenbauer, Netzer. Theo Zwanziger ist allein. Er steht auf einem verlorenen Posten. Wenn ein Mensch ganz allein ist, dann ist er verloren. Jahre später werden wir wissen, wer Theo Zwanziger war. Ein Guter, ein Böser.

Herzlichst

Ihr Franz Josef Wagner

Immer heftigere Attacken gegen die Kanzlerin in der Flüchtlingskrise
Was treibt Seehofer?

Was kommt? Samstagabend will Horst Seehofer (66, CSU) mit der Kanzlerin über Wege aus der Flüchtlingskrise sprechen;  Sonntag-morgen ist ein gemeinsames Treffen mit Vize-Kanzler Gabriel vereinbart

Von BÉLA ANDA
Berlin – Der 20. November ist ein wichtiger Tag für Horst Seehofer.

Da will er sich wiederwählen lassen zum CSU-Vorsitzenden. In den Messehallen in München-Riem, bis vor wenigen Wochen noch ein Erstaufnahmezentrum für Tausende von Flüchtlingen, die jetzt über ganz Deutschland verteilt sind.

Wenn Bayern die Lage steuern kann, davon ist Seehofer überzeugt, funktioniert Flüchtlingspolitik. Dort wo er angewiesen ist auf Österreicher, Angela Merkel oder den Rest der Republik, läuft alles aus dem Ruder.

Der Horst muss es machen! Denkt Horst. Er oder keiner!

95,3 Prozent hatte Seehofer vor zwei Jahren geholt bei seiner letzten Wahl zum Parteivorsitzenden der Christlich Sozialen Union, ein Rekordergebnis. Und nun? Sollen's noch mehr sein!

Er war totgesagt, krankgeschrieben, für machtlos erklärt. Doch er kam zurück. Immer wieder. Das spektakulärste Comeback bescherte ihm im Sommer die Flüchtlingskrise.

Denn er verlangt nach mehr. Nach Grenzschließungen. Vor allem aber nach Abkehr von Angela Merkels Leitspruch „Wir schaffen das". „Seehofer geht es um das Eingeständnis Merkels, in der Flüchtlingspolitik komplett falsch zu liegen", urteilte das „Handelsblatt".

Doch dieses Eingeständnis, so viel ist sicher, wird man von Angela Merkel nie hören.

Warum nicht?

Weil die Chance auf eine gemeinsame europäische Lösung der Flüchtlingskrise dann unmöglich wäre. Weil die Krise, die nach Meinung des einflussreichen EU-Parlamentariers Elmar Brok (69, CDU) Dimensionen wie der 30jährige Krieg erreicht hat, nur innerhalb Europas gemeinsam zu lösen ist.

Mit Brüssel. Und nicht allein in Bayern.

Während SIE versucht, Europa zu retten, verbraucht ER seine Energie im Nahkampf mit der Schwesterpartei aus dem Norden. Es ist verschossene Energie, ein nutzloses sich Abarbeiten an einer Gegnerin, die keine ist.

Dabei könnte Seehofer stolz sein auf das, was bisher erreicht wurde, zumindest auf dem Papier:

Zum 1. November, dem Tag, an dem das von ihm gesetzte Ultimatum endet, tritt die größte Asylrechtsänderung in Kraft, die es in Deutschland nach Kriegsende gegeben hat:

Abschiebungen dürfen nicht mehr angekündigt werden. Länder des Westbalkans gelten jetzt als sichere Herkunftsstaaten. In Erstaufnahmeeinrichtungen sollen „so weit wie möglich" Sachleistungen statt Bargeld ausgegeben werden.

Im Bundesrat durchgesetzt, gegen Niedersachsen, Bremen, Thüringen, rot-grün oder rot-rot-grün regiert. Ein Erfolg von CDU und CSU, auch seiner.

Doch das sagt er nicht.

Stattdessen liefert er sich einen bizarren Wettstreit mit seinem potenziellen Irgendwann-einmal-Nachfolger Markus Söder, Bayerns Finanzminister aus Franken:

Sieht Seehofer durch die Flüchtlingskrise die „Existenz von CDU und CSU" bedroht, fürchtet Söder um „die Zukunft der Union".

Lässt Seehofer Berichte über einen Abzug seiner drei CSU-Minister aus der Regierung Merkel offen („wir sind auf alles vorbereitet"), sieht Söder CDU und CSU in ihrer „schwierigsten Situation seit 1976".

Warum handelt Horst Seehofer so?

Weil es ihm um Bayern geht?

Oder doch vielleicht um ihn? 

Seehofer gilt innerhalb der Union sei vielen Jahren als Egoist. Den Machtkampf zwischen seinen potentiellen Nachfolgern Ilse Aigner und Markus Söder reizt er bis zum äußersten aus. Mal ist der eine in der Gunst, mal die andere.

Und nicht immer sind seine Entscheidungen rational nachvollziehbar: Den Posten des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gab Seehofer 2004 zurück – weil er sich geweigert hatte den von CDU und CSU vereinbarten Gesundheitskompromiss mitzutragen. 

Und schon damals kritisierte Ronald Pofalla: „Selbstverliebtheit zu zelebrieren zu Lasten der anstehenden Wahlkämpfe geht eindeutig zu weit." Und: Seehofers Verhalten erscheine ihm „allmählich absurd".

Geschichte wiederholt sich. Eben doch!
Deutschlands oberster Nato-Kommandeur
„Ich fürchte, dass Afghanistan zerbröselt"
Er leitete den Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan: Jetzt ist Hans-Lothar Domröse (62, 4 Sterne) Deutschlands höchster Nato-General.

Selbst in China kämpft Merkel gegen die Flüchtlingskrise
Im Gleichschritt: Chinas Regierungschef Li Keqiang und Kanzlerin Angela Merkel gestern in Peking
Peking – „Präsentiert das Gewehr!" Mit militärischen Ehren (19 Kanonen-Salutschüsse) wurde Kanzlerin Angela Merkel (61, CDU) gestern von Chinas Ministerpräsident Li Keqiang (60) empfangen.

Wichtigstes Thema: der gemeinsame Kampf gegen die Ursachen der Flüchtlingskrise. Chinas Premier sicherte humanitäre Hilfe für die vertriebenen Syrer zu. BILD erfuhr: Hinter verschlossenen Türen warb die Kanzlerin auch für eine Unterstützung Chinas bei einer UN-Resolution gegen Syriens Diktator Assad und seine Fassbomben.
Im Beisein von Li und der Kanzlerin schlossen deutsche und chinesische Firmen Verträge über 18,6 Milliarden Euro ab. U. a. kauft China 130 Airbus-Flugzeuge (A320 und A330).

Die große Überraschung des Kanzlerbesuchs: Berlins Zoo bekommt von China ein Pärchen Panda-Bären als Dauerleihgabe. Auf Bitten von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (50, SPD) hatte sich Merkel für die knuddelige Kooperation eingesetzt – und bekam prompt eine Zusage.(rs.)
Verkehrsminister Dobrindt testet Google-Auto

Auf seiner US-Reise besuchte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (45, CSU) gestern Google im Silicon Valley, ließ sich dort 20 Minuten im selbst fahrenden SUV herumfahren – dank Software-Chauffeur voll automatisch. Sein Fazit: „Beeindruckend". 

Dobrindt zu BILD: „Während Google seinen Forschungsschwerpunkt auf die Software im Auto legt, legen wir zusätzlichen Wert auf eine intelligente Infrastruktur."  (vr)

Zahl der Hartz-IV-Empfänger aus Asyl-Ländern steigt

Nürnberg – Immer mehr Flüchtlinge landen in Hartz IV! 

Laut einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger, die aus Asylzugangsländern stammen, im Juli auf 442230 gestiegen. Das waren 23,5 % mehr als im Vorjahresmonat.

Die meisten kommen aus Syrien (98494), Irak (56661), Serbien (56264), Russland (40798) und Afghanistan (36776). (hoe)

Gewinner
Wieder kriegen die Griechen ein Hilfspaket aus Deutschland. Diesmal eines auf zwei Beinen: Fußball-Trainer Michael Skibbe (50) hat als Nationaltrainer unterschrieben. Ziel: WM 2018. Die Griechen haben gute Erfahrungen mit deutschen Trainern, Otto Rehhagel (77) machte sie 2004 zu Europameistern. BILD meint: Import-Schlager!
Verlierer
Arbeitet der Pop-Star am Saubermann-Image? Oder ist's ein Fall von Waschzwang? Robbie Williams (41) hat sich in Beverly Hills eine neue Villa gekauft – mit 10 Schlafzimmern und 22 (!!!) Bädern! Preis des Bäder-Paradieses? 29 Millionen Euro. Diese Investition hat sich ja mal echt gewaschen! BILD meint: Ist der noch ganz sauber?
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