| | | | Lieber Herr Ivanov, so, als hätte er besonders gut geschlafen, sieht der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller nicht aus auf dem Foto, das ihn kurz nach 7 Uhr morgens auf dem Weg ins Wolfsburger Werk zeigt. Wie auch? Müller hat den wohl härtesten Job, den Deutschlands Industrie zur Zeit zu vergeben hat. Müller sitzt selbst am Steuer seines Noch-Autos, eines silberfarbenen Porsche-Cayenne. Für Porsche-Vorstände ein übliches Verfahren. Denn auf dem Beifahrersitz eines 911, das sähe dann doch ein bisschen schräg aus (vom Rücksitz ganz zu schweigen…). Heute tagt erneut das Aufsichtsratspräsidium. Und mit anwaltlicher Hilfe üben sich die VW-Ex-Vorstände Pischetsrieder und Bernhard schon in Vorneverteidigung gegen alle Verdächtigungen und Unterstellungen, sie hätten irgendetwas mit Diesel-Gate zu tun. Gerüchte gibt´s viele. Spannend bleibt´s.
Es waren martialische Bilder, die unser Fotoredakteur gestern zeigte: Afghanische Truppen auf dem Weg in den Norden des Landes, um die Taliban aus der Stadt Kundus zurückzutreiben. Hinterhalte und Sprengfallen entlang der Straßen stoppten ihren Vormarsch. Erstmals seit der Invasion des Westens 2001 haben es die Taliban geschafft, eine größere afghanische Stadt zu erobern. Nach den USA erwägen nun auch deutsche Verteidigungsexperten (Rainer Arnold, SPD, aber auch die Verteidigungsministerin) den Ausbildungseinsatz der Bundeswehr am Hindukusch für weitere 12 Monate zu verlängern. Für den Grünen Verteidigungsexperten Omid Nouripour war die Einnahme von Kundus ein „Schock", sagte er. Und ich frage mich: Where has this guy been hiding out?
An ein aktuelles, ebenso verstörendes Zitat von General John F. Campbell — dem letzten Oberkommandierenden der NATO-Truppen in Afghanistan — erinnerte jetzt das Fachmagazin „Foreign Policy". Im August zu Gast bei der Brookings Institution in Washington erklärte General Campbell, es sei „absolut ausgeschlossen, dass die Taliban jemals in der Lage wären... die afghanische Regierung zu stürzen… Dies wird einfach nicht passieren". Die Flüchtlingszahlen sprechen eine andere Sprache.
Vor wenigen Wochen war ich mit Außenminister Steinmeier in Pakistan und Afghanistan unterwegs. Ich war überrascht, mit welcher Beiläufigkeit der Außenminister und sein professionelles Team Gespräche mit den Taliban als recht normalen Teil der zu führenden Verhandlungen darstellten. Ich habe dies nicht nachvollziehen können und kritisiert. Eher emotional und impulsiv als sachlich und rational. Im Nachhinein habe ich mich darüber geärgert. Und mir die Frage gestellt, ob ich mich wirklich mit den sich veränderten Verhältnissen in Afghanistan genügend auseinandergesetzt hatte. Heute muss ich sagen: Die aktuellen Ereignisse bestätigen meine damalige Skepsis.
Als erstes nach ihrer Machtübernahme ließ der neue Taliban-Führer Mullah Akhtar Mansur eine Botschaft veröffentlichen. Er gratulierte seinen Kämpfern, dann richtete er das Wort an die Bewohner der von den Taliban eroberten Stadt: Sie hätten nichts zu fürchten vor den neuen Machthabern. Die zogen zeitgleich plündernd durch die Stadt, steckten UN-Gebäude in Brand, raubten Schmuckgeschäfte und eine Bank aus, befreiten Hunderte Kämpfer aus dem örtlichen Gefängnis. Dann erklärten sie die Scharia für wieder eingeführt. Talking with the Taliban…
Wer im Rahmen der Flüchtlingskrise zu uns kommt, soll unsere Leitkultur anerkennen. Das fordert Sigmar Gabriel heute in BILD. Die Leitkultur bildet für den SPD-Chef das Grundgesetz. Die ersten 20 Artikel hat er daher auf arabaisch übersetzen lassen und will sie in Flüchtlingsunterkünften verteilen lassen. Die Anfangsauflage beträgt 10 000 Stück, das Bundespresseamt druckt angeblich nach. Was Gabriel sich von der Maßnahme erhofft, erklärt er hier.
Alle Jahre wieder stellt der Steuerzahlerbund sein Schwarzbuch vor. Heute ist es wieder so weit. Ein paar der skurillsten Fälle haben wir für sie vorab zusammengestellt. Sie finden sie hier.
Ich wünsche Ihnen einen abwechslungsreichen Tag, | | | | | | | | Ihr Béla Anda | | BILD Politik-Chef Stellvertretender Chefredakteur | | | | | |
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