| | | | Lieber Herr Ivanov, wenn Außenminister Steinmeier heute in Islamabad Ministerpräsident und Armeechef trifft, erhofft er sich Klarheit, ob das Land seinen jahrzehntelangen Konflikt mit Afghanistan endlich einstellt. Doch tatsächlich geht von Pakistan eine weitaus größere Gefahr aus – in wenigen Jahren kann es der drittgrößte Atomwaffen-Staat der Welt sein, innerhalb der nächsten 10 Jahre sein Nuklearwaffenarsenal auf 350 Stück steigern, ergab jetzt eine neue Studie („Washington Post"). Nuklear-Macht ist Pakistan offiziell seit 1998, genauso wie Indien.
Viel gesehen habe ich nicht von Afghanistan in den wenigen Stunden unseres Blitzbesuchs. Alles, was in Kabul zu besuchen ist – Präsidentenpalast, Außenministerium, auch die deutsche Botschaft, liegt hinter mehreren Sicherheitsringen. Nachvollziehbar! Im Präsidentenpalast selbst überrascht einer der schönsten Rosengärten, den ich je gesehen habe.
Als Student machte ich mal einen Sprachkurs in Cannes. Schnell fand sich eine fröhliche Gruppe, zusammengesetzt aus mehreren Nationen. Eines Abends saßen wir auf dem Balkon und eine Engländerin kam auf die blödsinnige Idee einer Fragerunde mit dem Thema, was der jeweilige Vater beruflich mache. Ihrer hätte ein paar Supermärkte. Und darauf war sie mächtig stolz. Der Beruf meines Vaters – Ernährungswissenschaftler – war für die Runde zu exotisch, um sich näher damit zu befassen. Dann kam die Reihe an ein charismatisches dunkelhaariges Mädchen – Bilqis. Sie sprach Englisch, Französisch, Italienisch und Persisch fließend: „So Bilqis, what does your father do for a living?" Irgendwie zierte sie sich. Doch dann antwortete sie: „My father was the last King of Afghanistan". Und es stimmte, ihr Vater war Mohammed Sahir Schah.
In einem Glaskasten des Aufenthaltscontainers der Deutschen im NATO-Quartier von Kabul hängt ein Brief, den Verteidigungsministerin von der Leyen vor knapp einem Jahr den Deutschen geschrieben hatte: „Afghanische Soldaten bilden Afghanen aus", steht da, „junge Frauen studieren – weil es die Sicherheitslage heute erlaubt". Es ist ein Jubelstück auf die angeblich geglückte Übertragung von Verantwortung der Bundeswehr auf afghanische Truppen. Und heute so weit entfernt von der Realität wie der Hindukusch von Berlin. Das weiß auch Ursula von der Leyen.
All eyes on her: Bundeskanzlerin Merkel tritt heute vor die Bundespressekonferenz. Dort will sie sich den Fragen der Hauptstadtpresse stellen. In der Regel ist dieser Termin Routine. Heute nicht: Der Auftritt steht im Schatten der Flüchtlingskrise. Einfach wird er nicht.
Ich wünsche Ihnen einen guten Wochenstart | | | | | | | | Ihr Béla Anda | | BILD Politik-Chef Stellvertretender Chefredakteur | | | | | |
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