| | | | Lieber Herr Ivanov, es war Mittag, als die Nachricht vom Tod der rund 50 Flüchtlinge in den so genannten Balkan-Gipfel einbrach und fortan die gesamte öffentliche Wahrnehmung des gestrigen Treffens bestimmte. „Die Entfernung zwischen Tagungsort und Fundort: 47 Kilometer", schreibt mein Kollege Alexander von Schönburg in seinem heutigen BILD-Kommentar. Und folgert: „Zu weit, als dass der Leichengeruch die herrschaftlichen Räume der Wiener Hofburg erreichen könnte. Zu nah aber, um weiterhin über das Flüchtlingsthema als verwaltungstechnisches Problem diskutieren zu können." Schwer zu ertragen war die Pressekonferenz der örtlichen österreichischen Polizei, in der berichtet wurde, man könne noch nicht mit Sicherheit sagen, wieviele Tote sich in dem Lkw befunden hätten – ob 20, 30 oder um die 50. Und der Zuhörer nur ahnen konnte, warum nicht...
Währenddessen wütet der braune Mob weiter – vor allem auf den Facebook-Seiten der Republik. Den Ansatz von Justizminister Maas, Facebook aufzufordern regelungswütig gegen die Verbreitung dieser Tiraden vorzugehen, teile ich nicht. Vielmehr sollte er die Menschen animieren, sich den Argumenten der Dumpfdeutschen mit Aktionen und eigenen Facebook-Posts entgegenzustellen.
Denn grundsätzlich Erstaunliches erleben wir gerade in dieser Flüchtlingsdebatte: Erstmals wird die immense Kraft von Social Media deutlich, gemeinschaftlich Politik zu gestalten und Politiker zu Handlungen zu treiben. Der positive Ansatz, dumpfem Fremdenhass entschieden, positiv, mit Hilfs- und Solidaraktionen entgegenzutreten, wäre ohne das Netz in seiner jetzt erlebten Form so nicht vorstellbar.
Und Syrien? Syrien liebt Angela Merkel – spätestens seit sich – ebenfalls via Social Media – in dem vom Bombenkrieg Assads gemarterten Land herumgesprochen hat, dass Deutschland die Dublin-Kriterien für Flüchtlinge aus Syrien ausgesetzt hat. Seitdem werden glorifizierende „Wir lieben Merkel"-Darstellungen in der arabischen Welt geteilt, mit deutschen Worten und auch mit arabischen, teilweise poetischen Versen.
Während Angela Merkel nahezu über Nacht die Chef-Rolle in der Flüchtlingsdebatte wiedererrungen hat, tönt in den USA der Vorwahlkampf weiter, und gestern war dann auch Donald Trumps Haarschmuck dran. Bei einer Wahlkampfveranstaltung machte der Milliardär klar, was er elf Jahre zuvor im Kapitel „Die Kunst des Haarschmucks" niederschreiben ließ. In dem Buch, das ich kürzlich in einer Kiste auf dem Dachboden wiedergefunden habe. Schon damals beantwortete Trump die Frage nach der Echtheit seiner kunstvoll gekämmten Tolle mit dem Hinweis: „Ich trage kein Toupet". Gestern erklärte er gleiches bei einer Wahlkampfveranstaltung.
Das Geheimnis, warum sein Haar „immer so ordentlich" (Trump) aussehe, enthüllte der Unternehmer jedoch nur in seinem Buch: „weil ich selten mit den Unbilden des Wetters in Kontakt komme", schreibt er dort. Und erklärt: „Ich wohne in dem Haus, in dem ich arbeite. Ich fahre mit dem Lift vom Schlafzimmer ins Büro. Die restliche Zeit verbringe ich in meiner Stretchlimousine, meinem Privatflugzeug, meinem Hubschrauber oder meinem Privatclub in Palm Beach, Florida". Wahrscheinlich will er deshalb auch ins Weiße Haus: Der Weg vom Schlafzimmer zum Büro ist noch kürzer. Und in der Air Force One hat Trump dann noch mehr Platz – für sein Ego und sein „ordentliches Haar".
Termine: US-Präsident Barack Obama beantwortet in einem Live-Webcast Fragen jüdischer Bürger. Hauptthema: das Atomabkommen mit dem Iran. Und: Backwaren-Hersteller Bahlsen gibt eine Pressekonferenz. Themen: Neue Trends bei der Herstellung von Weihnachtsgebäck(!).
Ich wünsche Ihnen einen sommerlichen Tag | | | | | | | | Ihr Béla Anda | | BILD Politik-Chef Stellvertretender Chefredakteur | | | | | |
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