| Von R. KLEINE, F. KAIN und K. RIECHERS
München – War es wirklich nur ein harmloser Schwächeanfall?
Vergangenen Samstagabend war Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (66, CSU) in Bayreuth im Rettungswagen in eine Klinik gebracht worden – in der Pause der Premiere von Wagners „Tristan und Isolde" (BILD berichtete).
Schon am Montag bemühte sich der CSU-Chef darum, alles als harmlosen Zwischenfall abzutun, nahm wieder mehrere Termine wahr. Und gestern in der wöchentlichen Sitzung der bayerischen Staatsregierung stellte er klar: „Mir geht es gut! Ich fühle mich völlig fit. Es muss sich keiner Sorgen machen!"
Trotzdem fragen sich Parteifreunde hinter vorgehaltener Hand: Wie krank ist Seehofer wirklich?
Vertrauten fiel seit Wochen auf, dass der Ministerpräsident blass aussah, Ringe unter den Augen hatte, oft fahrig wirkte. Freunde rieten ihm: „Du musst dringend mal Urlaub machen ...!"
Doch der 1,93-Mann spulte sein Mega-Programm weiter ab. Tabletten halfen ihm dabei. Urlaub hat er erst ab nächster Woche ...
Dabei weiß er nur zu gut: Sein Herz ist angegriffen!
Ende 2001 hatte er eine Grippe verschleppt, das Virus war auf die Pumpe geschlagen – Myokarditis, Herzmuskelentzündung. Das Organ schaffte damals nur noch zehn Prozent der normalen Leistung. Akute Lebensgefahr! „Mein Herz war so groß wie ein Kürbis", erinnerte sich Seehofer später.
Prof. Dr. Conrad Pafferott, sein Leibarzt und mittlerweile Freund, der ihm im Februar 2002 das Leben rettete, mahnte damals eindringlich: „Sie müssen loslassen von Ihrem Job. Sie haben keine andere Wahl ...!"
Aber loslassen wollte und konnte Horst Seehofer nicht.
Schluckte Beta-Blocker und ACE-Hemmer, dazu Entwässerungstabletten und weitere Medikamente. Manche bis heute. Wenn er beim alltäglichen Stress mal vergisst, sie einzunehmen, reagiert sein Körper sofort ...
Und immer wieder musste er auch Auszeiten nehmen, Termine absagen. Zuletzt beim Festakt „70 Jahre CDU" Ende Juni in Berlin. Auch die Geburtstagsfeier zum 60. seines engen Freundes Thomas Bauer am Montagabend sagte der CSU-Chef kurzfristig ab.
Dazu der ständige politische Ärger: Das CSU-Projekt Betreuungsgeld gescheitert, die Pkw-Maut auf der Kippe, Zank um Stromtrassen – und die möglichen Nachfolger scharren hörbar mit den Hufen.
Kein Wunder, dass die Spekulationen zunehmen: Bis 2017 will Seehofer eigentlich CSU-Chef bleiben, bis 2018 Ministerpräsident. In WELT am SONNTAG fügte er hinzu „... wenn mir der Herrgott die Gesundheit schenkt ..."
„Aber", sagt ein enger Weggefährte, „... ob es dabei bleibt, steht völlig in den Sternen!" | | | | |
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