| | Lieber Herr Ivanov, dass Griechenlands Ex-Finanzminister Varoufakis kein Politiker neuen Typs ist, sondern für den Politik-Betrieb gänzlich ungeeignet, diesen Beweis erbringt er jeden Tag. Erstaunliches kommt bei den Enthüllungen seiner nicht einmal sechsmonatigen Amtszeit zu Tage: Im Gespräch mit Fonds-Managern prahlte Varoufakis jetzt, mit Hilfe eines befreundeten IT-Experten den Zugang zu den Daten griechischer Steuerzahler gehackt zu haben. Darauf aufmerksam gemacht, dass seine Äußerungen womöglich nicht vertraulich bleiben würden, erklärte Varoufakis: „Dann sage ich, ich hätte dies nie gesagt." Nicht anders verhielt er sich bei seiner Stinkefinger-Affäre.
Die gleiche Methode wendet Varoufakis weiterhin auch im Gespräch mit Journalisten an. Einem Reporter des „Spiegel" enthielt er zuletzt die zeitgleiche Anwesenheit eines „stern"-Redakteurs in seiner Athener Wohnung vor. Der „Spiegel" kennt das. Vor Jahren empfing Sigmar Gabriel einen „Spiegel"-Schreiber zu Hause in Goslar – und bat ihn, später wiederzukommen. Er habe eine Lungenentzündung und Besuch vom Arzt. Der angebliche Arzt entpuppte sich dann als Redakteur der FAZ. Der „Spiegel"-Mann sah's von außen…
„Die Griechenland-Krise hätte schon vor fünf Jahren gelöst werden können", sagt Gerhard Casper, der neue Chef der American Academy im Interview mit meiner Kollegin Karina Mößbauer. Es sind große Fußstapfen, die ihm sein Vorgänger Gary Smith hinterlassen hat. Dessen Networking-Kunst war eine herausragende Ergänzung zum Wirken zahlreicher US-Botschafter in Berlin, und teilweise auch besser als deren Arbeit, wenn es darum ging, Menschen zusammenzuführen. Gerhard Casper ist ein anderer Typ. Vorteil des langjährigen Präsidenten der Elite-Uni Stanford, die auch Kreativ-Schmiede des Silicon Valley ist: Er weiß es. Und ist auf seine eigene Art authentisch. A win for Berlin.
Mit einer 14-seitigen Argumentationshilfe wirbt Gesundheitsminister Hermann Gröhe bei GroKo-Abgeordneten gegenwärtig für seine Krankenhausreform. Dabei berichtet er Erstaunliches: So erhielten im bayrischen Kreis Neustadt an der Aisch 214 von 100 000 Patienten ein künstliches Kniegelenk, in Frankfurt/Oder (Brandenburg) nur 73. Glücklich ein Land, dessen Wohlstand an der Zahl künstlicher Hüftgelenke gemessen wird.
Apropos Wohlstand: US-Präsident Obama ist in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, einem der ärmsten Länder der Welt. Zugleich auch Sitz der Afrikanischen Union, einem Zusammenschluss von 54 Staaten Afrikas. Und weil diese Organisation zahlreiche Staatsgäste und Delegationen zu Gast hat, entstand in Addis Abeba eines der luxuriösesten Hotels Afrikas, das Sheraton. Vor ein paar Jahren war ich dort. Das auf rund 3000 m gelegene Hotel erreichte ich im Dunkeln. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, guckte ich auf eine das Hotel umgebene Mauer. Dahinter in unmittelbarer Nähe ein Meer von Wellblechhütten mit rauchenden, offenen Feuerstellen. Selten habe ich mich so mies gefühlt.
Ich wünsche Ihnen einen guten Wochenstart. | | | | | | | | Ihr Béla Anda | | BILD Politik-Chef Stellvertretender Chefredakteur | | | | | |
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