| | | | Lieber Herr Ivanov, 13 Minuten dauerte der Auftritt Sigmar Gabriels als Bundeskanzler. Dann war die Kabinettssitzung vorbei, in der Gabriel die amtierende Bundeskanzlerin urlaubsbedingt vertreten hatte. Kann Gabriel überhaupt Kanzler, fragen aus diesem Anlass meine Kollegen Rolf Kleine und Hans-Jörg Vehlewald. Sie müssen's wissen: Denn beide haben Gabriel in politischen Funktionen aus nächster Nähe erlebt. Ihre journalistische Kompetenz haben sie dabei nicht verloren, sondern geschärft. Und genau das stellen sie mit ihrer Analyse über Gabriel und den Zustand seiner SPD unter Beweis.
Es sind schöne Versprechungen, die der stellvertretende griechische Finanzminister Tryfon Alexiadis in Athen macht: An den Grenzen will er neue Röntgengeräte für Autos und Lkws aufstellen, um so den Schmuggel wirksam zu bekämpfen, mehr als 1000 Angestellte anderer Staatseinrichtungen zu Steuerkontrolleuren umschulen. Die Worte hörte mein Kollege Peter Tiede wohl, allein es fehlt der Glaube: Denn gleichzeitig machen Meldungen in Athen die Runde, dass schon im Vorfeld der offiziellen Gespräche zwischen Troika und ESM mit Griechenlands Regierungsvertretern erneut wichtige Unterlagen und Zahlen fehlen.
Blickt man Yanis Varoufakis, dem geschassten griechischen Finanzminister, auf einem seiner neueren zahlreichen Interviewfotos in sein martialisch anmutendes Gesicht – so kann man es erkennen: Das Machtglühen verglimmt. Es zeichnet Amtsträger aus, macht ihren Teint rosiger und lässt sie um Jahre jünger wirken. Das Phänomen ist oft beschrieben, genauso wie das Gegenteil. Verlassen diese Menschen ihr öffentliches Amt, wirken sie oft über Nacht gealtert, fade und grau. Bei Varoufakis setzt der optische Prozess jetzt ein. Der inhaltliche hat schon begonnen. Er taugt nur noch als Pausenclown.
Kleine Meldung, große Wirkung: Der Versicherer Talanx hat angekündigt, ab 2017 bei Neuverträgen von Lebens- und Rentenversicherungen keinen Garantiezins mehr zu zahlen. Das bedeutet: Die Kunden tragen künftig das volle Schwankungsrisiko, zusätzlich die Abschluss- und Vermittlungskosten. Da kann man das Geld auch im Backofen lagern.
Finanzvertriebe, Versicherungen und Banken schulen Mitarbeiter in der Kunst der Körpersprache. Blickt man auf das Cover der neuesten Ausgabe des US-Magazins „Time", sieht man warum: Dort – vereint, wie Brüder, die sie nie waren – stehen Bill Clinton und George W. Bush: #42 und #43 in der US-Präsidentschaftsfolge. Bush strahlt Siegesgewissheit aus, Clinton wirkt verhalten. Ein Zeichen? Anyway: Ein tolles Stück ist das am 9. Juli geführte Gespräch (Überschrift: „Game of Thrones") geworden. Der Sinn der Aktion wird nicht ganz klar, am ehesten wollen beide untermauern, dass ihr Platz nun bestenfalls am Rand der Manege ist, nicht mittendrin. Schöne Anekdoten gibt's dennoch. So erzählt Bill Clinton, er habe seiner Frau Hillary bereits vor 40 Jahren geraten, in die Politik zu gehen. Ihre Antwort, sagt er „Time": „Oh, mein Gott. Ich werde nie Politikerin. Ich bin viel zu aggressiv. Niemand wird mich jemals wählen…" Clinton: „True Story".
Termine, Termine: Super-Thursday – und die Schwergewichte im Dax legen ihre Zahlen vor – Deutsche Bank (Tel-Co mit Neu-Chef John Cryan), Siemens, Lufthansa… Ihr Bündel tragen sie alle.
Kennen Sie das: Sie buchen ein – vorgebliches – Schnäppchen für ein Weekend away und statt des angepriesenen Billigtarifs zahlen Sie am Ende doppelt so viel wie im beworbenen Preis angekündigt war. Das liegt dann nicht einmal an der Koffergebühr, sondern an zahlreichen Zusatzkosten: Flughafensteuer, Kerosinsteuer und sonstigen Gebühren. Eine Irreführung, fand der Bundesverband der Verbraucherzentralen und klagte. Der EuGH entschied im Januar: zu Recht. Heute klärt der BGH, wie dieser Entscheid konkret in deutsches Recht umzusetzen ist. Gut so!
Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Tag | | | | | | | | Ihr Béla Anda | | BILD Politik-Chef Stellvertretender Chefredakteur | | | | | |
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