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28.07.2015
Lieber Herr Ivanov,

bis heute kam mein Newsletter zwar stets per Mail zu Ihnen, war aber eigentlich ein Produkt aus dem Briefzeitalter. Zwar Pixel statt Tinte auf Papier, aber nicht auf Twitter und Facebook teilbar. Ab heute ist das endlich möglich. Ich freue mich, wenn Sie mich weiterempfehlen.

Es gibt den Ausdruck der „guns of August", die Kanonen des August, oder frei übersetzt: Im Sommer drehen die Menschen durch. Der Erste Weltkrieg brach im August los, den Zweiten Weltkrieg begann Hitler in der letzten Augustnacht, unzählige Kriege in Nahost tobten in den Sommermonaten, 2008 lieferten sich die Supermacht Russland und das kleine Georgien einen blutigen Krieg. Und nun droht uns in den letzten Tagen dieses Julis eine dramatische Eskalation an der türkisch-syrischen Grenze, dort, wo die Nato auf das Barbarenreich des ISIS trifft. Die Türkei ist dabei – undurchschaubar wie so oft in der Region – sowohl unser Verbündeter als auch unser Widersacher. Die türkische Luftwaffe bombardiert sowohl die ISIS-Terroristen als auch die mit dem Westen alliierten Kurden. Der Konflikt zeigt, was so typisch für diesen Teil der Welt ist: Der Feindu200e meines Freundes kann beides sein – mein Feind oder mein Freund. Lesen Sie hier meinen Kommentar zum Thema.

Viele Menschen in Deutschland reden derzeit über Flüchtlinge. Viele haben das Gefühl, dass zu viele zu uns kommen. Ich glaube, dass man diese Menschen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes „befremdet" fühlen, nicht gleich als Rechtsradikale niederbrüllen sollte. Auch mit Statistiken gewinnt man nichts. Menschen fühlen sich wie sie sich eben fühlen. Wenn sie Angst haben, haben sie Angst. Ich glaube, man muss ihnen erklären, mit wem wir es hier zu tun haben, was diesen Menschen, die wir Flüchtlinge nennen, widerfahren ist. Ich kann das, weil ich es als Reporter mit eigenen Augen gesehen habe. Wir sprechen über Kleinstädte und Metropolen in Syrien, genau wie es sie auch in Deutschland gibt. Wir sprechen über ein weitestgehend funktionierendes Land. Die Kinder gehen zur Schule, die Märkte sind prall gefüllt, die Menschen bauen sich Ferienhäuser für den Sommer, die Ärzte des Landes gelten weltweit als Meister ihrer Zunft.

Dann kommt der Krieg.

Er beginnt mit Schüssen auf einer Demonstration, genauso wie es in Dresden, in Leipzig, im Osten Berlins auch hätte geschehen können. Wir waren nur ein Zwinkern der Geschichte davon entfernt. Drei, vier Jungen, die demonstriert haben, liegen tot auf der Straße. Aus Euphorie und Freiheitsdrang wird erbitterter Widerstand und Hass. In den nächsten Tagen rollen Panzer durch die Straßen. Sie walzen die nächste Demonstration nieder. Mehr Tote. Auch in der DDR standen russische Panzer in den Kasernen bereit. Nun ist ständig Gefechtslärm zu hören, erst Gewehre, dann Granaten. Die Kinder schlafen nicht mehr, weil sie Angst vor den Einschlägen haben. Die Nacht ist ein einziges Kindergeschrei. Die Mutter geht zum Markt, um Essen zu kaufen. Sie wird niedergestreckt von einem Granatsplitter, neben ihr wird ein Junge von einem Scharfschützen erschossen. Die Krankenversorgung bricht zusammen. Wer Krebs hat, wird in einem Kellerloch operiert und von Hand mit einer Pumpe beatmet. Die Kraftwerke werden abgeschaltet, der Strom funktioniert nicht mehr, kein fließend Wasser. Die Kinder wollen trotzdem draußen spielen, sie haben sich an den Krieg gewöhnt. Sie kicken eine Blechbüchse in einer Gasse. Ein Pfeifen zerschneidet die Luft, eine Granate schlägt zwischen den spielenden Kindern ein und tötet sie alle. Die Familien in dieser Straße, die glücklich genug sind, dass ihre Kinder gerade nicht draußen waren, beschließen zu gehen. Nach Wochen auf den unmöglichsten, unzumutbarsten, gefährlichsten Wegen überqueren sie die deutsche Grenze.

Nein, man kann diesen Menschen nicht sagen, dass hier kein Platz für sie ist. Und ja, sie müssen irgendwo hin, in deutsche Kleinstädte und Metropolen. Die Flüchtlingsströme, die sich gen Europa bewegen, sind eine direkte Folge westlicher Politik. Vier Jahre lang wurde nichts, aber auch gar nichts unternommen, um das Morden in Syrien zu stoppen. Wir haben ignorant zugesehen, wie ein Diktator (Assad) und eine islamistische Barbarenhorde (ISIS) die Hölle auf Erden schufen. Nun versuchen Hunderttausende, dieser Hölle zu entkommen. Sie aufzunehmen, gebieten nicht bloß Anstand und Nächstenliebe. Sie aufzunehmen, ist ganz nüchtern betrachtet auch die Verpflichtung, die aus einer komplett verfehlten Politik des Westens erwachsen ist.

Was bei diesem Thema in Deutschland jetzt geschehen muss, lesen Sie hier.
MEIN FOTO DES TAGES
Da dürfen wir uns wohl bald auf die nächste royale Taufe freuen! Stolz zeigen Schweden-Prinzessin Madeleine (33) und ihr Mann Chris O'Neill (41) ihr Söhnchen Nicolas, der am 15. Juni zur Welt kam. Die Familie grüßt von Schloss Sollinden auf Öland. Madeleine schwärmt auf Facebook von ihren beiden Kindern: „Leonore und Nicolas sind beide kleine Engel." Sieht man: Süße Träume, kleiner Prinz!
Bester Gruß
Ihr Julian Reichelt
Chefredakteur BILD.de
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