| Von M. GÄRTNER und A. DOBLER
Sousse – Die Urlauber lagen in der Sonne, die Kinder spielten im Sand. Dann kam der Tod an den Strand.
Gestern in Sousse, einem beliebten Badeort am Mittelmeer: Nach letzten Meldungen sterben bei einem Terroranschlag 39 Menschen, mehr als 36 werden verletzt. Die meisten Opfer: Touristen, die sich am Strand sonnten. Oder ins Hotel zum Mittagessen wollten.
Unter den Toten sind nach Angaben der tunesischen Regierung auch Deutsche, neben Briten, Belgiern, Iren und Tunesiern! Wie viele, ist noch unklar.
Der Badeort Port El Kantaoui bei Sousse, 29 Grad, kurz vor Mittag. Hunderte sind am Strand. Sie planschen im 23 Grad warmen Wasser oder dösen auf Kunststoff-Liegen unter Sonnenschirmen aus Stroh.
Plötzlich knallte es – wie Böllerschüsse. Die irische Urlauberin Elizabeth O'Brien zu Radio RTE: „Ich dachte erst an ein Feuerwerk. Dann hat das Hotelpersonal ,Rennt, rennt, rennt' gerufen. Da hab ich meine Söhne geschnappt und bin nur gelaufen."
PANIK AM STRAND.
Eine österreichische Touristin zu BILD: „Ich war im Wasser, nur ein paar Meter neben einem ganz in Schwarz gekleideten Mann. Er schoss Richtung Liegestühle. Dann waren Schüsse aus einem Hotel zu hören. Ich bin so schnell ich konnte aus dem Wasser und zu unserem Hotel. Jeder ist um sein Leben gerannt."
Der Konditor des Hotels: „Ich sah jemanden auf ältere Touristen schießen, sie sind tot. Anschließend warf der Täter eine Handgranate am Pool."
Im Hotel „Riu Imperial Marhaba" (366 Zimmer) kommt es zum Schusswechsel mit Sicherheitsbeamten. Dabei wird der Täter getötet.
Der für Sicherheitsfragen zuständige Staatssekretär Rafid Chelly: „Der Täter kam vom Strand und hatte seine Kalaschnikow in einem zusammengefalteten Sonnenschirm versteckt." Der bislang nicht polizeibekannte Student Seifeddine R. (23) stammt aus der Region von Kairouan, der vierten heiligen Stätte des Islams. Chelly sagte, der Attentäter habe ausgesehen, als sei er unterwegs zum Baden.
Urlauberin Franziska (28) aus Halle sagte der „Berliner Zeitung", dass sie sich in einen Vorratsraum flüchtete: „Wir waren etwa 50 Menschen, hauptsächlich Briten und Franzosen. Der Raum war stickig, Panik ging um. Ein Mann blutete am Bauch. Ihn hatte wohl eine Kugel gestreift. Ich habe versucht, andere ein wenig zu beruhigen."
Der deutsche Reisekonzern TUI erklärte: Leider müsse man davon ausgehen, dass auch TUI-Kunden unter den Opfern seien. Rund 260 Deutsche verbringen zur Zeit ihren Urlaub mit TUI in Sousse, viele wohnen im Hotel „Riu Imperial Marhaba".
An der Rezeption versammeln sich am Abend Gäste, viele haben Tränen in den Augen. Einige haben ihre Koffer gepackt und hoffen, möglichst bald abreisen zu können. Ein Ehepaar aus Bayern hofft, noch einen Flug in der Nacht zu erwischen: „Den Urlaub fortzusetzen, kommt auf keinen Fall in Frage."
Eine ISIS-Splittergruppe in Tunesien hatte den Anschlag auf den Nachrichtendienst Twitter bereits vor Wochen angekündigt: „An die Christen, die ihren Sommerurlaub in Tunesien planen. Wir können euch nicht in unserem Land akzeptieren während eure Jets unsere muslimischen Brüder im Irak und Syrien töten, aber wenn ihr darauf besteht herzukommen, dann seht euch vor. Denn wir bereiten für euch etwas vor, was euch den Angriff auf das Bardo-Museum vergessen lassen wird."
Für Tunesien ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. Doch immer wieder sind Reisende Ziel von Anschlägen. Im März töteten Terroristen vor dem Bardo-Museum in Tunis 22 Touristen. Im April 2002 waren starben bei einem Anschlag auf eine Synagoge in Djerba 21 Urlauber, darunter 14 Deutsche. | | | | |
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