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29.06.2015
Lieber Herr Ivanov,

in dem Moment als Bundeskanzlerin Merkel sich aus den Verhandlungen zu Griechenland zurückzog, war klar: Das wird (vorerst) nichts mehr. Schon die Begründung, die Sache sei jetzt so technisch, das müssten jetzt Experten machen, wirkte mehr als künstlich. Denn Staats- und Regierungschefs sind in der Regel mit weitaus komplexeren Materien befasst als dem Grexit. Ist ein Atom-Ausstieg etwa nicht komplex, oder das Management der Schuldenkrise in Folge des Lehmann-Brothers-Zusammenbruchs oder die Abwehr der Klima-Katastrophe? Dies alles waren Kanzlerinnen-Themen – ohne die angeblich zu hohe Komplexität der Thematik zu bemühen.

Und weil die Bundeskanzlerin gestern wirkte wie abgetaucht, fordert FDP-Chef Christian Lindner eine Sondersitzung des Bundestages und eine Regierungserklärung der Bundeskanzlerin. Lindner ist überzeugt: „Sollte die griechische Regierung ihr Land tatsächlich aus dem Euro führen, so ginge davon keine Schwächung des europäischen Gedankens aus." Eine Haltung, die der FDP-Chef mit Großbritanniens Regierungschef David Cameron teilt. Zeit zur Replik hat Angela Merkel im Berliner „E-Werk". Dort feiert die CDU heute 70. Geburtstag.

Tsipras' nächtliches Ausrufen eines Referendums hat alle überrascht: Die Bundeskanzlerin glaubte nach Recherche meiner Kollegen angeblich zunächst an ein Werben Tsipras' für eine Zustimmung zu einer möglichen Einigung. Und ihr Vize-Kanzler Sigmar Gabriel war zu Beginn ebenfalls auf dem falschen Dampfer als er zunächst in einem Radio-Interview das von Tsipras ausgerufene Referendum grundsätzlich begrüßte.

Diese Haltung hat sich geändert. Das wird auch deutlich werden beim heutigen Gespräch der Bundeskanzlerin mit den Partei- und Fraktionsvorsitzenden. Zu Recht! Denn Alexis Tsipras hat sich mit seinen letzten Aktionen als das gezeigt, was er ist – ein Zocker. Das Ausrufen eines Referendums geschah nicht aus Respekt vor Volkes Wille. Tsipras war mit seiner Taktik gescheitert: Seine Maximalforderungen konnte er gegen die EU-Finanzminister nicht durchsetzen. Und zu Hause probten die Funktionäre seiner linksradikalen Syriza-Partei den Aufstand. Mindestens ein Drittel hätte ihm die Gefolgschaft verweigert. Doch statt seine Niederlage einzugestehen, entschloss sich Tsipras, sein ganzes Volk zu verzocken.

Wie mir mein Kollege Paul Ronzheimer gestern Abend aus Athen berichtete, kippt die Stimmung zu Tsipras Lasten: Lange Schlangen bilden sich vor den Geldautomaten und vor Tankstellen. Und als die Nachricht durchsickerte, dass heute auch landesweit Bankautomaten gesperrt werden sollen, wuchs die Aufregung.

Am Abend telefonierten US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel. Thema? Was sonst – die Griechenland-Krise. Dabei sei man „sich einig gewesen, dass es wichtig sei, Anstrengungen zu unternehmen, die dazu führen, dass Griechenland zu Reformen und Wachstum innerhalb der Euro-Zone" zurückkehren könne, hieß es. Gelesen werden kann diese Botschaft sowohl als Aufforderung, Griechenland im Euro zu halten. Aber auch als Placet für einen Grexit – mit Option auf eine künftige Möglichkeit Griechenlands, irgendwann wieder Teil der Euro-Zone zu werden. Doch letzteres ist – wenn man die Amerikaner kennt – unwahrscheinlich. Bis klar ist, was gilt, werden die Börsen beben.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Wochenstart
Ihr Béla Anda
BILD Politik-Chef
Stellvertretender Chefredakteur
BILD-Kommentar
Von BÉLA ANDA
Der Abzocker!
Verzockt.

Weil er sein eigenes politisches Wohl über das seines Landes gestellt hat, fährt Griechenlands Premier den Karren vor die Wand.

Mit Vollgas!

Das Ausrufen eines Referendums geschah nicht aus Respekt vor Volkes-Wille.

Tsipras war mit seiner Taktik gescheitert:

Seine Maximalforderungen konnte er gegen die EU-Finanzminister nicht durchsetzen. Und zu Hause probten die Funktionäre seiner linksradikalen Syriza-Partei den Aufstand. Mindestens ein Drittel hätte ihm die Gefolgschaft verweigert.

Doch statt seine Niederlage einzugestehen, entschloss sich Tsipras, sein ganzes Volk zu verzocken.

Mit einem Referendum, angekündigt um Mitternacht, will er auch diesmal nur eins – den Rest Europas erpressen und manipulieren.

Diese Abzock-Taktik darf keinen Erfolg haben.

Sonst ist dies wirklich das Ende Europas.
POST VON WAGNER
Liebe Tunesien-Urlauber,
Ihr seid in der Verfassung, wo man sich nur noch nach Hause sehnt. In die eigenen vier Wände zurück. Tür abschließen. Sicherheitsschloss einklinken. Die Welt soll draußen bleiben. Das Böse.

Tausende verlassen das Urlaubsland – diesen Strand, wo die Leichen lagen.

Tunesien war für die Urlauber ein Zuhause. Sie lagen auf Plastikliegestühlen, das Meer plätscherte 22 Grad warm. Urlaub ist eine Belohnung für Arbeit. Sonne, kein Stress, kein Chef. Urlaub gehört zum Leben wie Autofahren, Parklücke suchen.

Ein Mörder, ein Terrorist hat unseren Urlaub blutig gemacht. Sie waren in Badehose, cremten sich mit Sonnenschutzfaktor 30 ein. Alle Urlauber fliehen nach Hause.

Gott schütze unser Zuhause.

Herzlichst

Ihr Franz Josef Wagner

+++ Lange Schlangen vor den Geldautomaten +++ Börse in Athen bleibt zu +++ Kanzlerin lädt zum Krisentreffen +++ Banken bleiben geschlossen
Der GREXIT-COUNTDOWN
Erste Staatspleite in der Euro-Zone droht. Obama schaltet sich ein. Neuer Gipfel am Mittwoch?
Schlangenbildung in Athen: Menschen warten vor der „National Bank" im Athener Stadtteil Kalithea darauf, ihre letzten Euro am Automaten abzuheben. Ein Mann brüllt wütend „Verschwindet von hier!", als er den Fotografen sieht. Die Stimmung in Athen wird nach Ankündigung des Referendums aggressiver, die Angst vor einem totalen Chaos ist groß
Athen/Brüssel/Berlin – Die Banken geschlossen, lange Schlangen vor den Geldautomaten, Geldtransporte in gepanzerten Kolonnen!

SIND DIES GRIECHENLANDS LETZTE STUNDEN VOR DEM GREXIT?

Europa hält den Atem an! Und die Politik versucht atemlos, das Schlimmste zu verhindern.

Mit der Ankündigung eines Referendums zur Sparpolitik und dem Abbruch der Verhandlungen in Brüssel steuert Griechenland auf die erste Staaten-Pleite der Euro-Zone hin.

Gestern  Morgen Telefon-Marathon: Kanzlerin Angela Merkel (60, CDU) diskutierte mit EU-Kommissionschef Juncker (60) und EU-Parlamentspräsident Schulz (59, SPD), rief dann Vize-Kanzler Gabriel (55, SPD) an. Tenor: Wie können wir die drohende  Katastrophe verhindern – und die Griechen hindern, sich als Opfer Europas darzustellen?

Hinter den Kulissen wurde über einen neuen EU-Gipfel am Mittwoch verhandelt. Eine Entscheidung steht noch aus. BILD erfuhr: Einen neuen Gipfel will die Kanzlerin nur, wenn ein Erfolg sicher ist.

Am späten Vormittag machte eine Mitteilung des Auswärtigen Amts die Dramatik der Lage klar: Reisende werden darin gewarnt vor Bargeld-Engpässen in Griechenland.

Um 14.20 Uhr entschied dann die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt: Es gibt kein frisches Geld mehr für Griechen-Banken.

Folge: Griechische Banken und auch die Börse in Athen werden heute geschlossen bleiben. Nach BILD-Informationen sollen heute auch landesweit die Geldautomaten abgeschaltet werden. Von morgen an sollen die Geldautomaten wieder arbeiten. Allerdings können Griechen maximal 60 Euro am Tag abheben. Für Ausländer soll das normale Limit gelten.

Finanzexperten rechnen damit, dass die Börsen in ganz Europa auf Talfahrt gehen; von einem Rückgang des Dax um „300 bis 400 Punkte" war die Rede. Ob die Griechen in dieser Woche Gehälter und Renten auszahlen können – niemand weiß es.

Nur eines steht fest: Bis Mittwochmorgen, 6 Uhr deutscher Zeit (Mitternacht in Washington) müssen rund 1,6 Milliarden Euro Schulden aus Athen auf dem Konto des Internationalen Währungsfonds (IWF) eingegangen sein.

Ist das Geld nicht rechtzeitig da, wird IWF-Chefin Christine Lagarde (59) das Land wohl offiziell für bankrott erklären.


Bereits heute wird Kanzlerin Merkel in Berlin die Marschroute für die nächsten Tage ausgeben. Mit ihrem Vize Sigmar Gabriel ist sie sich einig: Die GroKo spricht in Sachen Griechenland mit einer Stimme.

Heute kommen nach BILD-Informationen auch die Parteivorstände der GroKo zu Sondersitzungen zusammen. Am Mittag (13.30 Uhr) wird Angela Merkel im Kanzleramt die Partei- und Fraktionschefs aller Parteien im Bundestag informieren. Ihre Botschaft: Wir haben alles Menschenmögliche getan.

Ihr Fraktionschef Volker Kauder (65, CDU) ging gestern gegenüber BILD hart mit den Griechen ins Gericht: „Das Ganze trägt doch absurde Züge. Tsipras und Co. wollen die Bürger über das Verhandlungsangebot der Euro-Staaten abstimmen lassen, das seit Samstag gar nicht mehr auf dem Tisch liegt. Das Manöver ist nur ein Versuch der Populisten in Athen, die eigene Macht zu retten."

Am Abend telefonierten US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel über die Griechen-Krise. Dabei sei man „sich einig gewesen, dass es wichtig sei, Anstrengungen zu unternehmen, die dazu führen, dass Griechenland zu Reformen und Wachstum innerhalb der Euro-Zone" zurückkehren könne.

Ein Top-Diplomat in Brüssel: „Tsipras hat den Sicherungsstift aus der Handgranate gezogen, und wir versuchen, ihn wieder reinzubekommen."
Düsterer Ausblick: Bundeskanzlerin Angela Merkel (60, CDU) blieb gestern abgetaucht
So stürzte Tsipras Europa ins Chaos
Erschöpft in Brüssel: Finanzminister Wolfgang Schäuble (72, CDU) Samstag bei der Eurogruppen-Sondersitzung zu Griechenland
Von P. Tiede und P. Ronzheimer

Brüssel/Athen – Am Freitagmorgen scherzen sie noch in Brüssel beim EU-Gipfel: Griechen-Premier Alexis Tsipras (40) und Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (60).

Am nächsten Morgen war nicht nur ihr das Lachen vergangen – ein ganzer Kontinent war baff: Alexis Tsipras hat ein Drama angezettelt. Indem er in der Nacht zu Freitag sein Volk zum Referendum aufruft; über ein Arbeitspapier, das nicht mehr gilt.

So bricht er die Verhandlungsbrücken ab.

Hält Endzeitreden wie aus Volksempfängern. Ein Fackelträger einer linken Euro-Revolution – der doch nur Feuer zuhause legt?

Geld und Zeit – das will Tsipras von Europa. Und hält eine Volksansprache in der Nacht zu Samstag mit solchen Sätzen:

„Möglicherweise ist es das Ziel, ganz Griechenland zu erniedrigen." UND: „Der Internationale Währungsfonds wollte grausame und erniedrigende Sparmaßnahmen durchsetzen."

Als er Sonntag verkündet, dass am Montag die Banken geschlossen bleiben, gibt er die Schuld den anderen.

Als Redner ist Tsipras janusköpfig: Er bittet Europa um Geld und um noch mehr Zeit. Und sagt im selben Atemzug dann das: Die Eurogruppe habe Schuld an diesen Maßnahmen, die sein Volk quälen. Und behauptet: „Diese Schritte werden das griechische Volk nur härter machen. Die Verweigerung der Verlängerung (des Hilfspakets – d. Red.) ist ein Akt der Feindseligkeit und der Schande für Europa."

Ist Alexis Tsipras doch noch das, was auf seiner Syriza, dem Bündnis der radikalen Linken, draufsteht: Ein radikaler Linker? Gemäßigt klingt er nicht mehr.

Tsipras hat Europa brüskiert, sein Land und sein Volk in Chaos und Verzweiflung gestürzt. Ex-Regierungschef Antonis Samaras mutmaßte im Kreis von Vertrauten in der Nacht zu Sonntag: „Tsipras hatte es von Beginn an auf Konfrontation angelegt."

Tsipras spaltet. Europa, sein Volk. Die Stimmung kippt. Gefährlich. Zwei Seiten nur noch: Für und gegen Tsipras. Für und gegen Europa.

Mitarbeiter mahnt Tsipras „Richte Deinen Hemdkragen"
„Richte Deinen Hemdkragen" steht auf dem Zettel, den Griechen-Premier Alexis Tsipras (40) in den Händen hält (oberes Foto). Ein Mitarbeiter hatte ihn überreicht. Grund: Während seiner entscheidenden Rede zur Volksabstimmung ragte Tspiras' Hemdkragen über das Revers seines Jacketts (unteres Foto).
Ministerpräsident Alexis Tspiras (40) bei seiner Rede im Parlament
GRIECHENLAND-KRISE
Lindner fordert Erklärung von Kanzlerin Merkel
Zwischen Hoffen und Bangen: So reagierten deutsche und EU-Politiker auf die Zockerei der Griechen!
  • Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (72, CDU):  „Die Enttäuschung ist schon sehr groß. Das ist kein guter Tag."
  • SPD-Chef Sigmar Gabriel (55): „Wir werden die Menschen in Griechenland nicht im Stich lassen. Wenn es zur Zahlungsunfähigkeit kommt, wird Europa umfassende humanitäre Hilfe bereit-stellen müssen."
  • Außenminister Frank-Walter Steinmeier (59, SPD) in der WELT am SONNTAG: „Der Zickzackkurs der griechischen Regierung in den letzten Stunden und Tagen macht einen doch fassungslos."
  • Grünen-Chefin Simone Peter (49) forderte einen EU-Sondergipfel, twitterte: „Merkel hat beim Krisenmanagement versagt. Sie muss jetzt alles tun, um den Grexit zu verhindern und Europa aus der Krise zu führen."
  • FDP-Chef Christian Lindner (36) forderte eine Sondersitzung des Bundestages und eine Regierungserklärung der Bundeskanzlerin, sagte: „Jetzt gibt es eine Gelegenheit, wieder zu mehr Stabilität und Gemeinsamkeit im verbliebenen Rest der Euro-Zone zu finden. Sollte die griechische Regierung ihr Land tatsächlich aus dem Euro führen, so ginge davon keine Schwächung des europäischen Gedankens aus."
  • EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (59) erklärte: „Wider besseren Wissens ließ Tsipras aus ideologischen Gründen alles platzen. Im Grund hat er die Verhandlungen abgebrochen, weil man sich einig war."
BILD-Interview mit dem griechischen Finanzminister
Varoufakis sucht die Schuld wieder mal bei den anderen
Ratlos in Athen: Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis (54) wird in der nächtlichen Parlamentssitzung zu Sonntag von Abgeordneten umringt
Von PETER TIEDE (Athen)

Athen – Die Verhandlungen im Schulden-Streit mit den Gläubigern sind gescheitert, Griechenland steht am Abgrund, Regierungschef Alexis Tsipras will die Griechen in einem Referendum über ein Angebot der Gläubiger entscheiden lassen. BILD fragte Finanzminister Yanis Varoufakis (54):

BILD: Herr Varoufakis, Ihr Premierminister ruft die Griechen zu einem Referendum über ein Angebotspapier der Gläubiger-Troika. Heißt das, die Verhandlungen sind unterbrochen – oder beendet?

Yanis Varoufakis:
„Weder noch. Am 25. haben uns die Institutionen im Rahmen der Euro-Gruppe einen ausführlichen Vorschlag vorgelegt. Die Zeit lief aus. Wir konnten dem nicht zustimmen, konnten ihn aber auch nicht einfach zurückweisen angesichts der Bedeutung der Sache für die Zukunft Griechenlands.

So haben wir uns entschieden, uns an die Bürger zu wenden, ihnen unsere ablehnende Haltung dazu zu erläutern, aber ihnen die Wahl zu lassen. Für neue Vorschläge der Institutionen bleiben wir aber offen. Falls diese neuen Vorschläge kommen sollten und wir sie für signifikant besser halten, können wir unsere Empfehlung jederzeit ändern und den Wählern vorschlagen, für sie zu stimmen.

Was also uns betrifft, so sind wir weiter bereit, zu verhandeln in der Zeit, in der die Menschen ihre Abwägung zu treffen haben."

BILD: Werden von Ihrer Seite neue Vorschläge kommen?

Yanis Varoufakis:
„Nein, wir haben unsere Vorstellungen bereits auf den Tisch gelegt. Sie sind fair und mit erheblichen Zugeständnissen verbunden.

Sie sind eingebettet in ein solides Finanzkonzept, das verbunden ist mit der bedeutsamen Erwartung, die Krise ohne weitere Geldzahlungen an den griechischen Staat zu beenden. Es ist jetzt an den Institutionen, guten Willen zu zeigen."

BILD:  Das Memorandum endet am 30. Juni – ohne das bekommen Sie die letzte Rate von 7,2 Mrd. Euro nicht. Und die EZB wird die ELA-Hilfe stoppen. Nun sieht es so aus, als würden ab Montag Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden…

Yanis Varoufakis:
„Wir müssen diesen Schritt gehen, da Europa solch ein fürchterliches Geschehen erzwingt – nur um unsere Regierung zu demütigen und trotz der rücksichtsvollen, gemäßigten, auf Versöhnung bedachten Vorschläge von unserer Seite – dann müssen sich die Europäer die Frage stellen, die der italienische Regierungschef angesichts des spektakulären Scheiterns in der Flüchtlingsfrage stellte: ‚Wollen wir solch ein Europa?'"

BILD: Aus ihrer Sicht: Gibt es noch Spielraum zwischen Ihnen und der Eurogruppe? Und: Was sollte von beiden Seiten noch versucht werden?

Yanis Varoufakis:
„Ich bin ein ewiger Optimist. Europa hat wieder und wieder nachgewiesen, dass es seine Wunden heilen und seine Streitereien überwinden kann. Es kommt nur darauf an, das Gemeinsame zu betonen.

Bis jetzt aber ist uns immer gesagt worden, wir könnten jede Übereinkunft haben, die wir wollten –  aber nur wenn es genau die ist, die dem Memorandum der Institutionen entspricht."

BILD:
Sie sagten jüngst zu BILD, nur Bundeskanzlerin Merkel könne den entscheidenden Beitrag leisten – ist das immer noch so?

Yanis Varoufakis: „Ja – absolut. Die Institutionen haben kein Mandat dafür, schwierige Reformen mit einer klugen Umschuldungspolitik zu verbinden.

Die EU-Spitze in Brüssel ist für politische Initiativen nicht geschaffen. Die Regierungschefs der EU müssen handeln. Und von ihnen hält Kanzlerin Merkel als Vertreterin des wichtigsten Landes den Schlüssel in der Hand. Ich hoffe, sie nutzt ihn."

Beifall auf der Regierungsbank: Kabinettsmitglieder applaudieren Alexis Tsipras nach seiner Rede im Parlament

Was passiert jetzt mit den griechischen Buchstaben auf dem Euro-Schein?
Berlin – Welche Folgen hätte eine Griechenland-Pleite? BILD beantwortet die wichtigsten Fragen:

Woran sind die Verhandlungen gescheitert?

An der Weigerung Athens, Reformen und Sparmaßnahmen zu akzeptieren. Sie wollten keine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 23 % für Restaurants und verweigerten die moderate Anhebung des Krankenkassenbeitrags für Rentner von 4 auf 6 %.

Wie teuer wird es für uns?

Für Deutschland stehen bis zu 87 Milliarden Euro im Feuer. 15,2 Milliarden Euro davon stammen aus dem 1. Hilfspaket und 38,1 Milliarden Euro aus dem 2. Hilfspaket. Dazu kommen Beteiligungen an Krediten des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB).

Wie viel Geld wird wann fällig?

Am Dienstag muss Athen 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen. Am 20. Juli sind 3,5 Milliarden Euro und am 20. August 3,2 Milliarden Euro an die EZB fällig.

Was passiert jetzt?

Wenn Athen bis morgen 24 Uhr Washington-Zeit (6 Uhr MESZ am Mittwoch) das Geld an den IWF nicht zahlt, stellt der Währungsfonds einen „Default" (Nichterfüllung) fest. Dann hat er 2 Monate Zeit, eine Mahnung zu schicken. Der Euro-Rettungsschirm könnte dann alle Kredite an Athen fällig stellen und die EZB-Notkredite an griechische Banken aussetzen.

Was wird aus den griechischen Buchstaben auf Euro-Scheinen?

BIsher ist auf allen Banknoten die Aufschrift Euro auch in griechischen Buchstaben (EYPΩ) zu lesen. Zudem steht am Rand auch die griechische Abkürzung EKT für EZB. Solange Griechenland im Euro bleibt, wird daran nichts geändert. Scheidet Athen aus dem Euro aus, würden die alten Euroscheine weiter gelten, aber nach und nach durch neue Scheine ohne die griechischen Bezeichnungen ersetzt.

Was heißt das für Urlauber?

Sie können weiter mit Euro bezahlen. Aber sie sollten viel Bargeld (vor allem 5- und 10-Euro-Scheine als Wechselgeld) mitnehmen. Das Auswärtige Amt warnt: Es könne „bei der Bargeldversorgung zu erheblichen Wartezeiten kommen, auch zu Engpässen beispielsweise bei der Ausstattung der Automaten."

Dürfen die Griechen jetzt ihr Geld selbst drucken?

Sobald Athen eine eigene Währung („Neue Drachme") einführt, könnte die griechische Notenbank auch Geldscheine drucken lassen. Aber das kann dauern, weil Millionen neuer Geldscheine und Münzen benötigt werden. Derzeit sind in Griechenland etwa 45 Milliarden Euro im Umlauf.
Das Krisen-ABC
Euro-Krise um Griechenland. BILD klärt die wichtigsten Begriffe, sagt, worum es geht.

EINLAGEN

Im Zuge der Krise sind die Einlagen von privaten Haushalten und Unternehmen bei griechischen Banken im Mai um 3,7 Milliarden Euro auf 129,9 Milliarden Euro gesunken. Hauptgrund für den massiven Rückgang sind die hohen Kontoabflüsse. Seit Monaten ziehen Bankkunden per Barabhebung oder Überweisung an ausländische Banken Milliarden ab. Im März waren es 1,91 Milliarden Euro, im Februar 7,57 Milliarden Euro und im Januar 12,25 Milliarden Euro.

ELA-NOTHILFEN

Wegen des Ansturms auf die Banken stellte die Europäische Zentralbank (EZB) griechischen Geldinstituten Notfall-Hilfen bereit: bisher rund 90 Milliarden Euro. Diese werden im englischen Fachjargon ELA („Emergency Liquidity Assistance") genannt.

KAPITALVERKEHRSKONTROLLEN

Um zu verhindern, dass Bürger und Unternehmen Geld ins Ausland bringen, erwägt Griechenlands Regierung ein Sondergesetz zu Kapitalverkehrskontrollen. BILD erfuhr: Bankfilialen sollen heute geschlossen bleiben. Automaten gesperrt und das Online-Banking abgeschaltet werden.

SCHULDSCHEINE

Die griechische Regierung könnte im Falle einer Staatspleite Schuldscheine an die Bürger ausgeben lassen. Schuldscheine funktionieren wie eine Parallelwährung als Bargeldersatz. Dies wäre faktisch der erste Schritt aus dem Euro. Der nächste wäre die Einführung einer eigenen Währung.
DER WICHTIGSTE KLINIK-CHEF FORDERT
„Ärzte sollen Patienten beim Sterben helfen dürfen"
Berlin – Der Chef der renommierten Berliner Charité-Klinik, Karl Max Einhäupl (68), verlangt von der Politik die Erlaubnis der Sterbehilfe! „Der Mensch hat ein Recht zu leben. Aber er hat auch ein Recht zu sterben", sagte Einhäupl zu BILD. Es sei eine individuelle Entscheidung, wie man mit diesem Recht umgeht. „Arzt, Patient und Angehörige sollten diese gemeinsam treffen und umsetzen." Am Donnerstag berät der Bundestag das Thema. (hak)
Opel fährt Produktion wieder hoch
Eisenach – Der Autobauer Opel hat nach einer zweieinhalbjährigen Pause gestern erstmals wieder eine Nachtschicht gefahren, will künftig wieder im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten, teilte eine Unternehmenssprecherin mit. Im Eisenacher Werk werden die Opel-Modelle „Adam" und „Corsa" gebaut.
Gewinner
Vor Zehntausenden Fans zeigte Jennifer Weist (28) auf dem „Nova Rock"-Festival ihre nackten Brüste. BILD berichtete – welch Überraschung! – darüber. Jetzt reagiert die Rock-Röhre darauf mit einem Anti-BILD-Song, bei dem sie wieder ganz viel Haut zeigt. Auf Facebook wurde das Video schon 1,4 Millionen Mal abgerufen. BILD meint: PR-Profi!
Verlierer
3,56 Millionen Zuschauer hörten mit: ARD-Kommentator Steffen Simon (50) kanzelte seinen eigenen Reporter René Kindermann ab. Der hatte einen U21-Spieler nach dem 0:5 gegen Portugal gefragt, ob der an der Niederlage wachse. Simon: „Gerede, was wir überhaupt nicht brauchen können." BILD meint: Kritik ja, aber nicht am Mikro!
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