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30.06.2015
Lieber Herr Ivanov,

nun droht Alexis Tsipras schon mit Rücktritt. Schneller hat sich noch nie ein Hoffnungsträger im Amt entzaubert. Selbst Oskar Lafontaine als Finanzminister brauchte 1999 ein paar Monate länger.

Aber worüber stimmen die Griechen eigentlich ab? Dargestellt wird diese Schicksalsentscheidung in einem sehr technischen Satz. So heißt es auf dem Wahlzettel: „Muss der gemeinsame Plan von EZB, EU-Kommission und IWF, der am 25.6.2015 in der Eurogruppe eingebracht wurde und aus zwei Teilen besteht, angenommen werden? Die zwei Teile sind: „Reforms for the Completion of the Current Program and Beyond" („Reformen für die Vollendung des laufenden Programms und darüber hinaus") und „Preliminary Debt Sustainability Analysis" („Vorläufige Schuldentragfähigkeitsanalyse"). Dann folgt die griechische Übersetzung. Rechts steht an oberster Stelle das „Nein"-Kästchen, erst darunter das „Ja". Wer sich über die Programme voller Finanzfachbegriffe (27 Seiten) informieren will, muss dies im Internet tun.

Das Absurde ist: Bei einem Referendum stimmen die Griechen ab über ein Programm, das es gar nicht mehr gibt.

Fünf Jahre schon vertritt BILD eine klare Position zu Griechenland. Dafür wurden wir angefeindet und kritisiert. Es ist nicht vornehm zu sagen: Wir hatten Recht. Doch das hatte BILD. Aus gegebenem Anlass druckt BILD daher einen der ersten Kommentare von BILD zur Griechenland-Krise, geschrieben am 24. April 2010 (!) von Nikolaus Blome (und er ist wirklich vor fünf Jahren erstmals erschienen!).

Es sind dramatische Szenen, die sich vor Griechenlands Banken abspielen: Viele alte Menschen stehen dort und warten darauf, dass sie doch noch irgendwie Bargeld bekommen. Viele von ihnen haben keine EC-Karte und können aus leeren Geldautomaten noch nicht einmal theoretisch etwas abheben. Wie es auf Griechenlands Straßen zur Zeit zugeht, hat mein Kollege Paul Ronzheimer für Sie dargestellt.

Griechenland wird die fällige Kreditrate in Höhe von 1,6 Milliarden Euro nicht zahlen, bestätigte Ministerpräsident Alexis Tsipras am Abend. Damit ist Griechenland PLEITE. Default. Schockstarre legt sich über Berlin. Das für viele Undenkbare wird wahr. Und es gilt, die Last der Verantwortung auf möglichst viele Schultern zu verteilen. 5 Jahre hat die Bundeskanzlerin für den Weg gekämpft, Griechenland im Euro zu halten. Wie sie den gestrigen Tag bewältigte, hat mein Kollege Ralf Schuler reportiert. Sein packendes Reportage-Portrait lesen Sie hier.

Keiner weiß, wie es mit Griechenland weitergeht. Hilfsmaßnahmen wird es geben, so viel ist klar. Und die Tatsache, dass US-Präsident Obama sich gestern zum zweiten Mal (diesmal in einem Gespräch mit Frankreichs Präsident Hollande) an Vertreter der EU wandte und zu einem Einlenken in der Krise mahnte, mag bedeuten, dass das Drama noch nicht vorbei ist.

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Tag
Ihr Béla Anda
BILD Politik-Chef
Stellvertretender Chefredakteur
BILD-Kommentar vom 24. April 2010
Von NIKOLAUS BLOME*
Tretet aus, ihr Griechen!
Die Griechen rufen um Hilfe. Sollen die Deutschen und die anderen Europäer jetzt mit mindestens 30 Milliarden einspringen?

Die Antwort ist: Kurzfristig könnte das Geld den Griechen vielleicht helfen.

Aber nicht auf Dauer: Nach dem ersten Milliardenkredit ist vor dem nächsten.

Das darf nicht sein.

Griechenland ist derzeit leider ein Fass ohne Boden – auch wenn der aktuelle Premierminister daran am wenigsten die Schuld trägt.

Darum ist die einzige wirkliche Lösung der klare Schnitt: Griechenland muss den Euro verlassen. Freiwillig. Im eigenen Interesse.

Denn ganz offenkundig überfordert die gemeinsame Währung das Land derzeit. Ohne den Euro, der ja auch ein enges Korsett ist, haben die Griechen wirtschaftlich mehr und bessere Hebel in der Hand, sich zu sanieren.

Griechenland, die Mutter aller Demokratien, gehört zu Europa. Auf  Zeit aus dem Euro auszusteigen ist keine Schande, sondern würde alle Europäer neuen Respekt vor den Griechen lehren.

*Bis 2013 Leiter des BILD-Parlamentsbüros, heute Autor und Publizist
POST VON WAGNER
Lieber Alexis Tsipras,
es gibt keine Fotos, die Sie mit Krawatte zeigen. Das mag eine Botschaft sein. Ich bin frei. Ich enge mich nicht ein.

Keine Krawatte bei der Vereidigung zum Premierminister. Bei Verhandlungen in Brüssel, in Berlin.

Sie sind 40. Als 15-jähriger Gymnasiast traten Sie der Kommunistischen Jugendpartei Griechenlands bei. Sie organisierten Schulstreiks. Monatelang verbarrikadierten sich Schüler in einer heruntergekommenen Schule.

Sie sind der Joschka Fischer Griechenlands.

Ein Poster von Che Guevara schmückte Ihr Zimmer. Sie demonstrierten und studierten. Sie sind Bauingenieur, Städteplaner, Rebell. Sie sind der Mann ohne Krawatte.

Sie haben zwei Kinder, Ihre Lebenspartnerin ist IT-Ingenieurin.

Wenn man Kinder hat, hoffe ich, hört man auf, ein Rebell zu sein.

Ihr Franz Josef Wagner

+++ Rentner verzweifeln vor Banken +++ Juncker: „Fühle mich verraten" +++ Krisengipfel im Kanzleramt +++ Griechenland zahlt IWF-Kredit nicht zurück +++
DER DRAMATISCHE TAG...
Können kein Bargeld abheben – zwei Männer vor einer geschlossenen Bank in Saloniki
Frust, Angst – und immer neue -Gespräche: Am 1. Tag nach Ankündigung der Banken-schließungen in Griechenland sind Europas Politiker im Dauereinsatz. BILD über den dramatischen Tag in Berlin, Brüssel, Athen ...

...in Berlin
15.31 Uhr Berlin: Vizekanzler Gabriel und Kanzlerin Merkel
Von ROLF KLEINE

Die Hauptstadt zwischen Ratlosigkeit und Polit-Koma ...

Vizekanzler Sigmar Gabriel (55, SPD) weiß, dass es jetzt auf jedes Wort ankommt, auf jede Geste. Er steht neben Kanzlerin Angela Merkel (60, CDU) im 1. Stock des Kanzleramtes. Gerade hat die Chefin die Partei- und Fraktionschefs des Bundestages über die Griechenland-Krise informiert – und klargestellt: „Die Tür für die Griechen steht weiter offen."

Es ist 15.31 Uhr. Wie im Rollenspiel erklären Kanzlerin und ihr Vize, woran die Einigung bisher gescheitert ist. SIE: mit Zuckerbrot, ER: mit Peitsche ...


Merkel: „Sollte die griechische Regierung nach dem Referendum darum bitten, werden wir uns Verhandlungen selbstverständlich nicht verschließen." Gabriel: „Man muss den Griechen klar sagen: Ein Nein ist eine klare Entscheidung gegen den Verbleib im Euro." Das geht sogar der Kanzlerin zu weit: „Keiner will von außen das Abstimmungsverhalten beeinflussen."

Doch im Kern sind sich die Kanzlerin und ihr Vize Gabriel einig: Irgendwie muss es weitergehen – das Risiko für den Euro ist zu groß.

Deshalb haben sie pausenlos telefoniert, den ganzen Vormittag über: Mit EU-Kommissionspräsident Juncker (60), mit Parlamentspräsident Schulz (59, SPD), und mit Ratspräsident Tusk (58).

Alle haben die gleiche Bitte: Auch wenn die Griechen bocken – jetzt nur nicht die Türen endgültig zuschlagen.

Darum bittet sogar ein exotischer Gast, den Gabriel am Vormittag empfängt: Jianzhu Meng (67), Politibüro-Mitglied aus Peking, mahnt: „Sie sollten sich mit Athen einigen ...!"

Jede klitzekleine Info wird sofort per SMS verschickt: Merkel an Gabriel – und umgekehrt.

Nur Finanzminister Wolfgang Schäuble (72, CDU) bleibt auf Distanz zu den Bemühungen, doch noch eine Einigung mit Athen zu erzielen. In einem Brief an alle Bundestagsabgeordneten schreibt er: „Der griechischen Regierung STANDEN (!) alle Türen offen ..."

Um 17.41 Uhr betritt die Kanzlerin den Fraktionssaal der SPD – zum ersten Mal seit der Regierungsbildung 2013. Ihr Plädoyer: „Europa ist uns allen sehr wichtig!" Die Genossen applaudieren herzlich – so, als gäbe es plötzlich keine Parteien mehr ...

...in Brüssel
12.45 Uhr Brüssel: EU-Kommissionspräsident Juncker
Von DIRK HOEREN

Griechen-Ministerpräsident Alexis Tsipras (40) hat die EU mit seinem Referendums-Plan überrumpelt. Hektisch berieten die EU-Spitzen über den Vorstoß aus Athen!

Um 12.45 Uhr trat ein zerknirschter Jean-Claude Juncker (60) vor die Presse: „Ich fühle mich ein bisschen verraten!" Wochenlang hatte der EU-Chef mit Tsipras verhandelt. Aber der Griechen-Premier hatte ihn nicht über den Referendums-Plan informiert. „Ich war enttäuscht, als Politiker, aber auch als Mensch", sagte Juncker.

Er habe sich stets um eine Einigung bemüht. Aber Athen habe die Gespräche „einseitig" beendet. Nun will Juncker für ein Ja der Griechen zum Reform-Paket kämpfen. Sein Appell: „Man sollte nicht Selbstmord begehen, weil man Angst vor dem Tod hat."

Nachmittags informierte Juncker die Spitzen des EU-Parlaments. Parlamentspräsident Schulz (59, SPD): Es ist schwer erklärbar, dass eine Regierung so irrational handle wie die griechische.

Auch die Zeitplanung im EU-Rat geriet völlig durcheinander. Ratspräsident Donald Tusk (58) wollte sich auf den nachmittags beginnenden EU-China-Gipfel vorbereiten, musste sich stattdessen mit Anfragen aus den Regierungszentralen der Euro-Mitgliedsländer nach einem neuen Gipfeltreffen befassen. Tsipras hatte in einem Brief an alle Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder darum gebeten, „ihre Position zu überdenken". Von Brüssel griff die Krise auch auf Washington über: US-Präsident Obama telefonierte gestern mit Frankreichs Präsident Hollande. Ziel: die Krise irgendwie zu lösen.

Und selbst beim China-Gipfel ging es um Griechenland. Regierungschef Li Keqiang (59) forderte die Gläubiger zu einer Einigung mit Athen auf ...

...in Athen
Griechen Premier Tsipras gestern Abend im TV
Von PETER TIEDE

Regierungschef Alexis Tsipras (40) drohte gestern Abend in einem Live-Interview des staatlichen Fernsehens mit seinem Rücktritt!


Wenn bei dem Referendum über die Forderungen der internationalen Geldgeber am Sonntag ein „Ja" herauskommt, „bin ich nicht für alle Zeiten Ministerpräsident", sagte Tsipras. Details über das weitere Vorgehen nach der Abstimmung nannte er allerdings nicht. Er sagte lediglich: „Ziel der Volksabstimmung ist die Fortsetzung der Verhandlungen." Tsipras sagte, er werde ein „Ja" der Bevölkerung zu den Sparauflagen der internationalen Gläubiger respektieren: „Wir werden aber nicht diejenigen sein, die sie ausführen".

In der Sendung wurde Tsipras von den Reportern mit der Frage konfrontiert, was passiert, wenn die Griechen beim Referendum mit Nein stimmen. Merkel und Gabriel hätten doch gesagt, dass es dann den Grexit gibt.

Daraufhin Tsipras: „Sie sind selbst unsicher und verwirrt. Offensichtlich besteht ihre Linie darin, uns Angst zu machen. Sie wollen das Referendum nicht, sie wollen ein Nein nicht."


Tsipras hatte den ganzen Tag lang auf ein neues Angebot der Geldgeber gehofft. Mittags rief er EU-Kommissionchef Juncker und EU-Parlamentspräsident Schulz an, bat um Verlängerung des 2. Hilfsprogramms über die Nacht hinaus! Bis nach dem Referendum.

Er kam nicht weit damit. Das merkte er schnell.

Am Abend erklärt ein Regierungsvertreter, Griechenland werde die heute fällige IWF-Kreditrate von 1,6 Milliarden Euro nicht zahlen.

Damit wäre Griechenland PLEITE!
CHAOS AUF DEN STRAßEN VON ATHEN
Die Griechen horten Nudeln und Benzin
Von PAUL RONZHEIMER

Athen – Griechenland am Abgrund: Im Land herrschen Angst, Chaos, Wut!

BILD unterwegs in den Straßen von Athen:

Es ist heiß, 32 Grad: Vor der National Bank im Stadtteil Pagrati wartet Rentnerin Eleni (85) seit acht Uhr. Lange Schlange! Eleni besitzt keine EC-Karte, mit der sie am Automaten Geld ziehen könnte (max. 60 Euro/Tag). Aber sie braucht dringend Geld: für Lebensmittel, Getränke ...

Doch alle Schalter bleiben dicht. Erst Donnerstag sollen 850 Bank-Filialen öffnen – damit Rentner an Geld kommen. Nach drei Stunden Warten kippt Eleni um. Schwächeanfall!

Auch Maria (76) benötigt Geld für Essen, Arzneien. „Aber keiner macht den Bankschalter auf. Und Europa lässt uns allein", schimpft sie. „Alles Merkels Schuld ..."

Die Wut richtet sich nicht nur gegen Deutschland. Auch über den eigenen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras (40) sind immer mehr Griechen empört. Alexandros (73) droht sogar: „Wenn Tsipras die Banken nicht wieder aufmacht, kommen wir zu ihm nach Hause!"

Hamsterkäufe in den Supermärkten! In der Lidl-Filiale im Stadtteil Rede gibt es bereits am Mittag fast keine Nudeln mehr. Elena (34): „Wir kaufen Nudeln, weil sie lange haltbar sind. Wer weiß, was noch passiert."

Auch in Apotheken und an Tankstellen Panikkäufe! Medikamente werden knapp. Erste Tankstellen haben kein Benzin mehr. „Die Leute kamen teilweise mit zusätzlichen Kanistern", erklärt Dimitri (52), Chef der BP-Tankstelle im Stadtteil Pagrati. „Sie haben Angst, dass es bald gar keinen Sprit mehr gibt. Wir warten auf eine neue Lieferung, haben nur noch Diesel."

Am Abend demonstrieren mindestens 20 000 Tsipras-Anhänger vor dem Parlamentsgebäude in Athen. Sie fordern, bei der Volksabstimmung mit „Nein" zu stimmen. „Unser Leben gehört nicht den Gläubigern", „Nein zur Erpressung der Troika" und „Weicht nicht zurück" ist auf Spruchbändern zu lesen.
Gestern Abend demonstrierten mehr als 20 000 Menschen in Athen
Hamsterkäufe: Griechen stehen Schlange an den Tankstellen
Slowenien zahlt am meisten
Die Grafik zeigt die Verluste der Euro-Staaten, wenn Griechenland seine Schulden nicht mehr zurückzahlt – jeweils gemessen an deren Bruttoinlandsprodukt (BIP). Danach wäre Slowenien mit 3,4% betroffen, stärker als Deutschland (2,5 %).
Angaben für: Direktkredite, Kredite aus dem Euro-Rettungsschirm, von der EZB gekaufte Staatsanleihen, Target- Forderungen, IWF-Kredite
Das schreibt die internationale Presse
  • „Die Finanzminister des Euroraums (...) haben sich von der griechischen Regierung nicht mehr länger an der Nase herumführen lassen. Ihre einstimmige Weigerung, das zum Monatsende auslaufende Hilfsprogramm für Griechenland noch einmal zu verlängern, war richtig und ohne Alternative." FAZ, 29.06.2015 
  • „(...) Tsipras wollte den Griechen ein Wunder vorgaukeln: Geld ohne Opfer." EL MUNDO (Spanien), 29.06.2015
  • „Griechenland am Abgrund (...) Die seit fünf Monaten andauernde Tragödie zeigt, wohin das Handeln leichtsinniger Regierungspolitiker führen kann." RZECZPOSPOLITA (Polen), 29.06.2015
  • „Tsipras hätte schon im April oder Mai zurücktreten müssen, um eine Regierung ans Ruder zu lassen, die sich mit Europa hätte einigen können." HOSPODARSKE NOVINY (Tschechien), 29.06.2015
  •  „8 Tage Krieg mit geschlossenen Banken. Tödlicher Plan für eine stolze Nation." DEMOKRATIA (Griechenland) 29.06.2015
„Tödlicher Plan" schreibt Griechenlands „Demokratia"
Deutsche Firmen haben keine Angst vor Grexit
Berlin – Ein Euro-Aus Griechenlands (Grexit) wäre für die deutschen Unternehmen verkraftbar! Industrie-Präsident Ulrich Grillo (55, BDI) erklärte, die unmittelbaren Folgen für die Firmen wären „beschränkt". Grillo warnte zugleich vor falschen Zugeständnissen an Athen: „Griechenland kann nicht um jeden Preis in der Währungsunion gehalten werden."
MERKELS BITTERE STUNDEN
Die Kanzlerin ahnt, dass sie die Pleite Griechenlands nicht mehr abwenden kann
7.26 Uhr: Dienstbeginn
Rechtzeitig zur Morgenlage um 7.30 Uhr trifft Kanzlerin Angela Merkel (60, CDU) im Kanzleramt ein

Von RALF SCHULER

Berlin – Es ist der Tag, an dem das Werk von 5 Jahren kurz vor dem Zusammenbruch steht.

Um 11 Uhr zieht Angela Merkel (60, CDU) mit ihren Bodyguards im Berliner Szene-Club „E-Werk" ein. Stahlträger, rohe Ziegel, dunkle Anzüge – eine „coole Location" zur Feier des 70. CDU-Geburtstags.

5 Jahre Griechen-Rettung sind am Wochenende gescheitert. Den ganzen Sonntag über hat sie im Verborgenen Krisen-Telefonate geführt, sich nicht gezeigt, jetzt sind alle Kameras auf sie gerichtet. Nur auf SIE.

Kleine Werkhalle statt großer Bahnhof: Nicht einmal CSU-Chef Horst Seehofer (65) ist zum Gratulieren gekommen. Stattdessen lobt Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt (64, CSU) die „deutsche Kanzlerin, die in schwierigen Zeiten Europa zusammengehalten hat".

Bis zum Griechen-Desaster am Wochenende! Denn nun könnte Griechenland nichts anderes übrigbleiben, als den Weg in den Grexit zu gehen. Es droht damit, was Angela Merkel fünf Jahre zu verhindern versucht hat: STAATSBANKROTT!

Undenkbar bisher in der „Europa-Partei" CDU!

Undenkbar an einem Tag, an dem das politische Erbe von Konrad Adenauer († 91) und dem Kanzler der Einheit, Helmut Kohl (85), gefeiert wird, die zu den Baumeistern gehören des gemeinsamen „Haus Europa".

Bisher undenkbar. Und plötzlich für sie gefährlich real.

Im lachsroten Blazer tritt Angela Merkel ans Pult. Statt der Bernstein-Kette von der Ostsee, die sie sonst bei wichtigen Euro-Entscheidungen trug, jetzt eine „Schnur" mit schwarzen Labradorit-Steinen.

„Europa lebt von der Fähigkeit, Kompromisse zu finden", sagt sie. Ich habe alles versucht, soll das wohl heißen.

Doch die Sympathien der Festgäste gehören einem anderen, der bis zum Schluss eisenhart mit den Griechen verhandelt, nicht gewackelt hat: „Danke, Wolfgang Schäuble!", sagt Merkel. „Gut, dass Sie Finanzminister sind!"

Da brandet Beifall auf, lange und laut, für den Mann, der reglos in der 1. Reihe in seinem Rollstuhl sitzt.

Dass „Sie" Finanzminister sind! Nach 10 gemeinsamen Kanzler- und Ministerjahren ist das Paar immer noch per Sie. Professionell, vertrauensvoll – ohne falsche Kumpelei.

Mit Griechen-Premier Alexis Tsipras (40) duzt sich die Kanzlerin. So wie es auf Ebene der Staats- und Regierungschefs international üblich ist.

Der liebe „Alexis", ein lächelnder Links-Ideologe, der die mächtigste Frau der Welt („Forbes") einfach auflaufen ließ.

„Der Ball liegt jetzt bei den Griechen", hat Angela Merkel am Morgen im CDU-Präsidium gesagt. Seit 2010 war sie bei der Griechen-Rettung am Ball, jetzt blickt Europa bang nach Athen.

Um 13.30 Uhr informiert Angela Merkel im kleinen Kabinettsaal (Kanzleramt,
6. Stock) die Partei- und Fraktionschefs der Bundestagsparteien über den Stand der Griechen-Krise.

Ihr Ziel: die Spitzen der Parteien über die dramatische Lage informiert zu halten – und so die Verantwortung auf so vielen verschiedenen Schultern zu verteilen wie möglich.

„Scheitert der Euro, scheitert Europa", hat Angela Merkel immer wieder gesagt. Doch der Kanzlerin ist klar: Auch sie hält einen Grexit nicht mehr für ausgeschlossen.

Grexit – nach fünf quälenden Jahren muss sich auch die Kanzlerin langsam an diesen Gedanken gewöhnen.

10.59 Uhr: Feier 70 Jahre CDU
Geburtstag im Schatten der Krise: Kanzlerin mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (72, CDU) und Kanzleramtschef Peter Altmaier (57, CDU/M.)

12.32 Uhr: Festrede
CDU-Chefin Angela Merkel blickt auf die Geschichte der Partei zurück: „Helmut Kohl war, ist und bleibt unser Kanzler der Einheit!"
13.13 Uhr: Kanzleramt
Angela Merkel kehrt in ihr Büro zurück
17.34 Uhr Krisen-Diplomatie
Zu Beginn der Sondersitzung der Unionsfraktion schaltet Angela Merkel ihr abhörsicheres Blackberry-Handy stumm. Wenig später spricht sie auch vor der SPD-Fraktion

NEUER VERTRAG, EU-AUSTRITT ODER KLAGE
So könnte der Grexit ablaufen

Eine Pleite Griechenlands ist nah wie nie!

Griechenland wird die am Dienstag fällige Kreditrate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 1,6 Milliarden Euro nicht zahlen.

Nach den Finanzministern der Euro-Staaten sind nun auch die Staats- und Regierungschefs gegen die Verlängerung des am Dienstag endenden Rettungsprogramms.

Damit wird auch der Grexit immer wahrscheinlicher! Diese 3 Szenarien wären möglich.

Lesen Sie den Artikel hier
Der Wahlzettel für das Griechen-Referendum
Ganz oben steht das „Nein"
WORÜBER SOLLEN DIE GRIECHEN BEIM REFERENDUM ABSTIMMEN?

Über einen sehr technischen Satz, der die beiden Hilfsprogramme der Institutionen (IWF, EZB und Europäische Kommission) zur Abstimmung stellt. So heißt es auf dem Wahlzettel: „Muss der gemeinsame Plan von EZB, EU-Kommission und IWF, der am 25.6.2015 in der Eurogruppe eingebracht wurde und aus zwei Teilen besteht, angenommen werden? Die zwei Teile sind: „Reforms for the Completion of the Current Program and Beyond" („Reformen für die Vollendung des laufenden Programms und darüber hinaus") und „Preliminary Debt Sustainability Analysis" („Vorläufige Schuldentragfähigkeitsanalyse"). Dann folgt die griechische Übersetzung. Rechts steht an oberster Stelle das „Nein"-Kästchen, erst darunter das „Ja". Wer sich über die Programme voller Finanzfachbegriffe (27 Seiten) informieren will, muss dies im Internet tun.
Börsen erholen sich nach kurzem Beben
 
Berlin – Das Chaos um Griechenland führte zu heftigen Reaktionen an den Börsen: Der Aktienindex Dax stürzte am Morgen um mehr als vier Prozent ab – größtes Minus seit 2011! Anschließend zogen die Kurse wieder etwas an, Dax-Verlust am Ende: 3,6 %. Auch in Tokio, Paris und New York fielen die Kurse zum Teil um bis zu vier Prozent. Überraschend das Plus für den Euro: Der Kurs zum Dollar legte um fast ein Prozent zu.
Gewinner
Coole Aktion von Bayern-Star Mario Götze (23): Ein Fan hatte beim Fußball-Zocken auf der Spiele-Konsole mit dem virtuellen Götze einen Elfer verschossen. Vor Wut zerstörte er erst seinen Controller – und verlangte frech auf Götzes Facebook-Seite Geld für einen neuen. Und der Fußball-Star? Schickte ihm tatsächlich ein neues Gerät. BILD meint: Super-Mario!
Verlierer
Manche lernen spät, andere nie. Der letzte DDR-Innenminister, Peter-Michael Diestel (63), denkt bis heute, Deutschland verdanke die friedliche Wende von '89 vor allem der DDR-Volkspolizei. Diestel lobt im Mitteilungsblatt für Ex-NVA-Leute, Volkspolizisten und Stasi-Mitarbeiter deren „umsichtiges und kluges Verhalten". Und Politiker der Linken klatschen Beifall. BILD meint: Was für eine Ignoranz!
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