| | Lieber Herr Ivanov, nicht immer sind Regierungspressekonferenzen eine Freude, weder für die Vertreter der Ministerien, noch für die Journalisten der Hauptstadtpresse. Gestern war das anders. Bohrende Fragen, insbesondere des Kollegen Dieter Wonka, ließen die Akteure auf Sprecherseite immer schmallippiger werden. Denn das war erkennbar ihre Strategie: Nichts zu sagen, mit Verweis auf die Geheimhaltungspflichten sensibler Bereiche, dem Zusammenwirken zwischen BND und NSA und der Frage, wer wann was davon wusste. Erstaunlich dabei war der erkennbare Versuch des Sprechers von Innenminister Thomas de Maizière, die Verantwortung für die Formulierungen in der umstrittenen Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linkspartei an das Bundeskanzleramt und an Regierungssprecher Steffen Seibert zu schieben. Dies ist ungewöhnlich, weil gerade bei heiklen und strittigen Themen in der Regel eine Abstimmung der betreffenden Ressorts erfolgt – vor der Regierungspressekonferenz. Nach BILD-Erkenntnissen gab es für dieses Verhalten jedoch einen plausiblen Grund: Denn es war das Kanzleramt, das offenbar wichtige Passagen dieser Stellungnahme für den Bundestag formuliert hat, darunter ganz offensichtlich auch die Formulierung: „Die Bundesregierung hat keine Erkenntnisse zu angeblicher Wirtschaftsspionage durch die NSA oder andere US-Dienste in anderen Staaten."
Nach Erkenntnissen von Süddeutscher Zeitung und von BILD soll es über die Zusammenarbeit zwischen BND und NSA auch zu zahlreichen Abhörmaßnahmen gegen französische Politiker gekommen sein. Der Satz, „Freunde abhören geht gar nicht", bekommt so einen neuen Klang.
Einen Überraschungsbesuch machte gestern zur Hoch-Zeit der Produktion der langjährige BILD-Online Chef Manfred Hart, ein großer Journalist und ein guter Freund. Ein besonderes Buch hatte er dabei, das er mir schenkte: Die aufgeschriebenen Erinnerungen von Zelda la Grange, der langjährigen persönlichen Assistentin Nelson Mandelas, inklusive persönlicher Widmung. Flott erzählt sie darin über die 19 Jahre an der Seite Mandelas und die geheimen Botschaften, die Mandela im Laufe der Zeit im Arbeitsalltag entwickelte. Fragte er beispielsweise seine Assistentin zu Beginn eines Besuchs, „Wieviel Zeit haben wir?", war dies stets ein Zeichen bei dem Termin ganz besonders strikt auf die Uhr zu schauen und ihn sich nicht zu lange hinziehen zu lassen.
Nie war ein Wahlkampf in Großbritannien spannender als jetzt. Heute Abend, eine Woche vor den Parlamentswahlen am 7. Mai, kommen Amtsinhaber David Cameron, dessen Vize Nick Clegg und Herausforderer Ed Miliband im TV-Townhall-Format zusammen, beantworten Fragen aus dem Publikum. Wer's gucken kann: Anschauen!
Griechenlands Finanzminister Varoufakis wollte gemeinsam mit seiner Ehefrau Essen gehen und wurde in einem Athener Szene-Viertel von Autonomen angeranzt und bedrängt. Und ich finde, dass man über einen solchen Vorgang nicht einmal klammheimliche Freude haben darf. Politiker müssen in der Lage sein, sich frei zu bewegen, ob AfD-Chef Lucke im Speisewagen oder eben Varoufakis im Restaurant! Der Punkt ist jedoch, dass gerade Autonome ein sicheres Gespür dafür haben, wenn sie nur als Kulisse benutzt werden. Am Otto-Suhr-Institut lehrte ein äußerst linker Professor, Kultfigur für viele. Sein Name: Elmar Altvater. Er trug blauen Kaschmir und fuhr Alfa Romeo. In Berlin wohnte er am Szene-bürgerlichen Savignyplatz. Dort schmiss er Abend-Partys. Zu einer luden sich Autonome selbst ein, verwüsteten das Ambiente und nahmen sich was sie als ihrs ansahen. Wahrscheinlich hatten sie zu viele seiner Schriften gelesen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag
Wegen des Mai-Feiertags lesen wir uns Samstagmorgen wieder. | | | | | | | | Ihr Béla Anda | | BILD Politik-Chef Stellvertretender Chefredakteur | | | | | |
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