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01.05.2015
Lieber Herr Ivanov,

die gewaltigsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte sind so unbegreiflich, so unvorstellbar und so erschütternd, dass sie uns eigentlich sprachlos zurücklassen müssten. Und doch bringen diese Taten, für die es eigentlich keine Worte gibt, immer wieder großartige und zutiefst menschliche Geschichten hervor. Menschlich, weil sie das tiefe Wesen der Menschen beschreiben: Dass Menschen alles überwinden, dass sie erinnern, gedenken, aus Katastrophen Kraft schöpfen, selbst im Angesicht von Vernichtung ihren Lebensmut bewahren und dann etwas Neues schaffen, einen neuen Tag.

Zu diesen verbrecherischen Totalausfällen jeglicher Zivilisation gehört der Völkermord in Ruanda, der vor genau 21 Jahren fast eine Million Menschen das Leben kostete. Eine Freundin von mir, Anna, die ich 2008 als Reporter in Kigali kennenlernte, hat diesen Völkermord als kleines Kind überlebt – mit ihren Schwestern und ihrer Mutter versteckt in jenem Hotel, das später als „Hotel Ruanda" weltberühmt werden sollte. Annas Vater jedoch wurde ermordet. Zu seinem Todestag hat sie bei unseren Kollegen von Buzzfeed einen wundervollen Text über ihn geschrieben, der von seinem Leben erzählt und davon, wie sie heute an ihn denkt.

Da steht: „Als meinem Vater klar wurde, dass er höchstwahrscheinlich sterben wird, hat er einen Brief an seine Freunde im Ausland geschrieben. Er hat sie gebeten, auf uns aufzupassen, falls wir überleben sollten."

Was für ein Mut angesichts dessen, was er auf sich zukommen sah. Und wie beschämend für die Welt, die damals nichts unternahm.

Als ich Annas Text las, wünschte ich mir, die Täter hätten vor 21 Jahren erahnen können, was eines Tages über ihre Taten geschrieben, vor allem aber wie ihrer Opfer gedacht würde. Sie hätten erkennen müssen, wie sinnlos ihr mörderisches Wüten ist, dass jede Ideologie der Ausrottung am Menschen scheitern wird, dass Lebensmut und die Erinnerung alles überstehen.
MEIN FOTO DES TAGES
Über 6150 Menschenleben hat die Erdbeben-Katastrophe in Nepal gefordert, doch zwischen all den Opfern gibt es auch immer wieder Momente, die den Helfern Mut machen – sie für ihre schwere Arbeit belohnen. Ehrfürchtig halten Soldaten der nepalesischen Armee den vier Monate alten Säugling hoch, den sie aus einem von der Naturgewalt zerstörten Haus bergen konnten.

Bester Gruß
Ihr Julian Reichelt
Chefredakteur BILD.de
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